Die Alte Akademie in der Neuhauser Straße in München droht zum Konsumtempel zu verkommen. Diese Befürchtung hat die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Isabell Zacharias. Hintergrund: Der Investor des Gebäudes will die Arkaden an der Kapellenstraße zu Ladenflächen umbauen und liegt darüber derzeit mit der Stadt im Streit. „Das Gebäude war ursprünglich im Besitz des Freistaats, bevor es an die Signa-Holding verkauft wurde“, erklärt Zacharias. „Die Alte Akademie hätte sich für eine Nutzung für Kunst und Kultur geradezu aufgedrängt. Der Verkauf war der reinste Sündenfall!“
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"Während wir hier so ganz wunderbare Konzepte von Nachhaltigkeit entwickeln, vollzieht sich global der Prozess der permanenten Erhöhung von Aufwand. Inzwischen ist es ja so, das wissen wir aus Studien, dass diese Form von Hyperkonsumangebot Menschen dazu bringt, nicht mehr zu konsumieren, sondern nur noch zu kaufen. Irgendwie als Zwischenlager für Waren zu fungieren und sie irgendwann wieder zu entsorgen. Im Textilbereich oder bei Nahrungsmitteln beispielsweise. Und ich definiere Hyperkonsum als eine Form von Konsum, bei dem keine Bedürfnisse mehr befriedigt werden, sondern der die Menschen unter Stress setzt."
Harald Welzer
Einer der besten und kenntnisreichsten Kritiker des Baugeschehens in Bayern, der Dokumentarfilmer und Autor Dieter Wieland, zeigte sich "erschüttert" über die Situation der Alten Akademie: "Warum hat der Freistaat Bayern dieses Gebäude veräußert, ohne jede Auflagen an den Investor zu den Nutzungen?" Städtebaulich sei die Alte Akademie ein "Höhepunkt" in München. Sie präge das Erscheinungsbild der Innenstadt entscheidend. Nun drohe diesem typischen Merkmal eine Veränderung, die man nicht begrüßen könne.
aus: Süddeutsche Zeitung, 29. Juli, "Vertrautes bewahren".
„Vieles von dem, was dem einen oder anderen als asoziales oder antisoziales Verhalten der sogenannten Oberwelt erscheint und auch in den Gesetzen verboten wird, ist in den Gesetzen nicht kriminalisiert, d.h. zu einer strafbaren Handlung gemacht. Nirgends zeigt sich deutlicher als hier, daß unser Strafrecht noch immer die Schalen eines Klassenstrafrechts mit sich schleppt. Brutal formuliert heißt dies, daß die Reichen die Gesetze gegen die Armen machen, sich selbst aber freistellen. Die Mittel- und Oberklassen pflegen nicht zu stehlen, weil sie nicht zu stehlen brauchen, sie brauchen auch nicht mit vorgehaltenem Revolver Banken zu plündern. Sie haben ihre eigenen Safes.“
Fritz Bauer (1903-1968, hessischer Generalstaatsanwalt)
„Auf der Suche nach der ‚Sprache der Steine‘ war es dann nur noch ein kleiner Schritt zur Forderung, den Steinen wieder ihre ‚Unschuld‘ zu geben, das simple Funktionieren der Bauten von ihrer Gesamtfunktion abzutrennen, die ‚architektonischen Qualitäten‘ zu entdecken. (…) In der Folge derartig gezielter Aufwertung kann heute ungeniert mit dem NS-Gauforum für die Goethestadt Weimar geworben werden oder das Münchner Haus der Kunst als ‚wunderbare Museumsarchitektur‘ gefeiert werden.“
Winfried Nerdinger im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung „Bauen im Nationalsozialismus“, 1994
Zu den Hettlage-Arkaden, so hatte Signa-Chef Christoph Stadlhuber damals gesagt, „erwarten wir kreative Vorschläge der Architekten“.
Die Kreativität der Planer fand CSU-Planungssprecher Walter Zöller nun allerdings „erstaunlich“. Bei einer Zwischenpräsentation seien in etwa der Hälfte der Entwürfe die Arkaden verschwunden gewesen, berichtet er. Dabei habe der Stadtrat ausdrücklich festgelegt, dass die Arkaden erhalten bleiben sollen. „Normalerweise wird so etwas von den Architekten beachtet.“
Münchner Merkur, 15.4.2016
Beim Stichwort „Fassade“ und der eifrigen Versicherung, die Fassaden bleiben erhalten, kann ich indes nicht unterdrücken, die Frage provokant ins Allgemeine zu wenden: Geht es bei der Bewahrung des kulturellen Erbes letztlich nur noch um Fassaden? Um Potemkinsche Fassaden, die den Schein des Erbes aufrechterhalten, dahinter aber freien Raum für eine ganz andere Zeit oder hilflose, sinnlose Leere lassen?
Prof. Albert Scharf, ehem. Intendant des Bayr. Rundfunks
So läuft der Umgang mit den Denkmälern auf die alles entscheidende Frage hinaus: Wem gehört die Stadt? Es dürfen nicht die Bauträger und Großkonzerne sein, die ihre Repräsentanzen gern im Herzen der Metropolen positionieren. In Zeiten, in denen der soziale Frieden so hart umkämpft ist wie jetzt, muss es die ganze Gesellschaft sein, die sich in ihren Bauten, in den alten wie in den kleinen, wiedererkennen kann.
Laura Weißmüller
R. Benko hatte eben einen Auftritt in Bozen – bzw. eine Erscheinung. „Er kommt, wie es sich für einen Star gehört, mit halbstündiger Verspätung. René Benko betritt das Büro im fünften Stock des Sparkassen-Gebäudes am Waltherplatz in Begleitung seines Statthalters Heinz Peter Hager, spontaner Applaus brandet auf. Benko, der mehrere Monate in Bozen nicht mehr in Erscheinung getreten ist, wird empfangen wie ein Messias. Die Personen in Südtirol, die direkt oder indirekt für ihn arbeiten, werden offensichtlich immer zahlreicher.“
Neue Südtiroler Tageszeitung, 22.9.
„Der Vorschlag ist, dass alle wirtschaftliche Tätigkeit auf das Gemeinwohl ausgerichtet wird. Das heißt, dass zum Beispiel Unternehmern vor der Finanzbilanz eine Gemeinwohlbilanz erstellen müssen. Und je nachdem, wie viel sie zum Gemeinwohl beitragen – und dazu gehört natürlich auch eine gerechte Verteilung und eine Verminderung der Ungleichheit –, desto besser ist das Gemeinwohlbilanzergebnis. Und daran knüpfen sich dann die Wirtschaftsfreiheiten, vom Handeln übers Investieren bis zum Finanziertwerden.“
Christian Felber
Dieter Reiter in der AZ vom 24. März, Thema Hochhäuser:
„Na ja, worum es da unterschwellig geht ist das Thema Wachstum – und das ist nicht gerade etwas, wofür sich Münchner begeistern können. Jeder spürt ja täglich am eigenen Leib , dass dieses Wachstum auch große Herausforderungen mit sich bringt: Volle U-Bahnen, Staus auf den Straßen, steigende Mieten. Da tut man sich natürlich schwer, die Vorteile , die dieses Wachstum wirtschaftspolitisch mit sich bringt, herauszustellen.“