Eben noch unangreifbar, dann verschollen

Gerade waren wir dabei, einen Beitrag für diesen Blog zu schreiben. Ausgangspunkt nach Stand letzter Woche: Benko verkauft SportScheck an einen anderen Investor vom selben Schlag… Die Abendzeitung titelt „Die Stadt kann nichts gegen René Benko tun“ und beruft sich auf Oberbürgermeister Dieter Reiter, das kennt man ja, die Münchner Linie der letzten Jahre: leichte Skepsis in den Worten – Unterstützung für SIGNA in den Taten, von der Beihilfe zur Umwandlungszerstörung der Alten Akademie über Zuschauen beim Schließen von vier der acht Galeria-Kaufhäuser in München, zum Hochjubeln der Abriss- und Neubaupläne in der Schützenstraße, zur Genehmigung des Abrisses des ehemaligen Kaut-Bullinger in der Rosenstraße….

Als Beispiel für die Haltung der Stadt München hätten wir an ein spätes Leidtun eines Mitbeteiligen erinnert: an ein kürzlich Interview mit dem scheidenden Leiter der Lokalbaukommission, ebenfalls in der AZ vom 23. August.
Frage an Cornelius Mager:
Zum Schluss zur Politik. Hätten Sie sich vom Stadtrat mal mehr Unterstützung gewünscht?
„Die LBK hat selten einzelne Baufälle im Stadtrat. Aber bei den Arkaden von der Alten Akademie hätte es uns gutgetan, wenn wir denkmalrechtlich strenger gewesen wären. Ob ich da den Stadtrat oder das Landesamt für Denkmalpflege schelten kann? Jedenfalls hätte das Gemeinwesen da bei Benko härtere Kante zeigen sollen. … Um solche Entscheidungen tut es mir leid.“

SportScheck ist abgestoßen und die Alte Akademie eine Rohbau-Ruine.

Dann kommts…

Arndt Geiwitz übernimmt. Der Mann, der zweimal Milliarden von den Gläubigern für Benko bei den Galeria-Insolvenzen rausholte, ist bereits als „Berater“ (so wie Benko „Beirat“ ist) für den ganzen SIGNA-Konzern angetreten. Die Herbeiführung der Insolvenz von Signa Sports United durch Rücknahme einer lebensnotwendigen Finanzzusage war einer seiner ersten Coups… schreibt das Handelsblatt.
Signa braucht einen Neuanfang – ohne René Benko fordert die Wirtschaftswoche.
René Benko ist verschollen. „Seit Wochen können wir ihn nicht erreichen“, sagt ein Mitstreiter wird auf insideparadeplatz.ch berichtet.
Drei Tage später unter den sich häufenden Artikeln:
Einer der ersten Ziehväter verlangt seinen Einsatz zurück im Handelsblatt
Baustopp am Elbtower wegen Zahlungsverzug, ndr

Damit ist hier Schluss mit der Medienschau, wir werden uns nicht am Benko-Absturz weiden, weil es nicht darum geht.

Am Ende ist René Benko … bedeutungslos

Die Bilanz, die man jetzt schon ziehen kann:
Ein listiger Mann, dem es über einige Jahre gelungen ist, die zum Narren zu halten, die das mit sich machen lassen wollen. Die kapitalistische, machtbestimmte und verschwenderische Gesellschaftsstruktur verlangt dringend nach ihr eigenen Helden, ebenso wie einst das römische Imperium, Feudalismus oder Priesterherrschaft: ein charismatischer Schulabbrecher, fleißig, er kauft und baut und kauft und verkauft …

Voraussetzung ist eine orientierungslose Gesellschaft, in der Geld und Überkonsum die Leitwerte bilden.
Eine Idee – diene dich reichen Übervätern als Gehilfe zur Geldvermehrung an
– nimm dazu auch das billige Geld der entgrenzten Finanzhydra
– bediene den „schweinischen Luxus“ der Superreichen und fördere die Konsumsucht der Mittelschicht
– investiere in ein knappes Gut (Boden und Immobilien), das nach einer Finanzkrise wie von selber boomt.
Hilfreich dabei ist natürlich auch:
– zahle so wenig Steuern wie nur geht
– agiere so intransparent und versteckt wie möglich, das hat Magie
– beute die Menschen, die für dich arbeiten gnadenlos aus, dass du es kannst, bringt auch Ansehen
– hol dir alle, die Schwarzen, die Sozialdemokraten, die Grünen ins Boot. Sie wollen es
– und schau, dass eventuelle kriminelle Tricks nicht aufkommen.

In so gut wie keinem von hunderten Artikeln, die jetzt erscheinen und noch zusammengeschrieben werden, ist zu lesen von Systemfehlern, Ursachen und Konsequenzen.   Eine immer wieder aufzuwärmende Dauerstory aus der Welt der Wirtschaft mit reinem Unterhaltungswert, ist es das?

Nein. Wirtschaft ist ja etwas anderes. Wirtschaft wäre Arbeit, bewusste und verantwortungsvolle Kooperation von echten Menschen, um die notwendigen, bedarfsorientierten Güter herzustellen. Wäre haushaltend mit den Ressourcen der Natur umzugehen um die Lebensgrundlagen zu schaffen und zu erhalten, damit alle Menschen ein gutes Leben haben können und ohne den Planeten in diesen entscheidenden Jahrzehnten zu ruinieren. 

SIGNA steht für Spekulation statt Wirtschaft!

Etwas, das nur wächst und nur durch Wachstum existieren kann, stirbt auch, nur katastrophaler. Das ist mehr als der Größenwahn eines Einzelnen, es ist das Grundprinzip des Finanzkapitalismus, der Herrschaft von Geld und Zahlen über das Lebendige. Das Monopol, das Nummer eins werden, das Übertrumpfen und Verdrängen ist das anerkannte und gültige Prinzip von Aktiengesellschaften und Großbanken, von BMW bis Amazon…

SIGNA steht für Sterben durch Wachstum statt Selbstbeschränkung!

Das Führerprinzip lebt noch immer. In der Politik in glücklichen Zwischenzeiten gebremst und verbrämt, hat es im Bereich des Geldes und des Besitzes die alte Macht. Wer Geld hat, schafft an! Wo die Strukturen zu groß und komplex werden, oder die schiere Masse an Geld Einzelpersonen übersteigt, übernehmen Cliquen von Managern, die noch konsequentere Kapitalisten sind; eine winzige Minderheit, abgeschottete Offiziere, abgedriftet, ohne jegliches Mandat durch die Belegschaften.

SIGNA steht für Oligarchie und Managerbürokratie statt Demokratie!

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