Das historische Ensemble der Alten Akademie wurde vor zehn Jahren vom Staat Bayern aus der Hand gegeben und dient seitdem der privaten Gewinnerzielung – unter dem Firmennamen München, Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG. Diese ist ein Konzernteil der SIGNA Prime Selection AG, Innsbruck, Österreich.
Der neuest verfügbare Jahresabschluss beschreibt das Geschäftsjahr 2020, Stichtag 31.12.2020. Wir haben diesen – nur beschränkt Informationen liefernden – Bericht mal angesehen und lesen daraus folgende Zahlen ab:
Das Anlagevermögen summierte zu jenem Zeitpunkt vor über zwei Jahren auf 268 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten betrugen 227 Mill. Euro und das Eigenkapital 40 Mill. Euro (das sind 14,9 %). Die entsprechenden Zahlen Ende 2016 waren 248 Mill. Euro, 175 Mill. Euro, 73 Mill. Euro. Verbindlichkeiten mit steigender Tendenz, Eigenkapital sinkend… Die Bauphase mit ihren Kosten seit Mai 2020 bildet sich in den Zahlen noch kaum ab.
Dieser erwähnenswerte Passus findet sich auch:
„Ende 2018 wurde ein Forward Swap mit Anfangsdatum 29. Dezember 2023 und Enddatum 31. Dezember 2043 (20 Jahre Laufzeit) abgeschlossen. Der Bezugsbetrag ist EUR 300,0 Mio. Die Gesellschaft plant, nach Ende der Projektentwicklung in 2023 die Projektfinanzierungsdarlehen im gleichen Volumen durch ein neues variabel verzinstes Darlehen abzulösen und die daraus resultierenden Zinsänderungsrisiken abzusichern.“
Abgesehen davon, dass die „Projektentwicklung“ frühestens 2025 enden wird: Ein hoher Anteil an Krediten wird lange bleiben. Zwei der an der Baustelle genannten Finanzpartner sind entweder mit dem Land Bayern oder der Stadt München assoziiert und haben einen öffentlichen Auftrag. An den notwendigen Sicherheiten (siehe Galeria-Insolvenz und verlorene Staatsgelder) wird es dann ja nicht fehlen…? Wie steht der Zinssatz in einem halben Jahr, hat die Stadtsparkasse was zum Verschenken an Benko? Wie schaut es aus mit der Tilgung, aufgeschoben auf den St. Nimmerleinstag?

Hier drin steckt weniger Benko als man denkt…
Nachtrag mit Ausrissen aus dem Spiegel 17/2023 vom 21. April („Hat René Benko sich verzockt?“):

Zur selben Zeit Ende 2020: Anlagewert in den Büchern der GmbH & Co. KG = 268 Millionen, Buchwert in SIGNA-Präsentationen = 400 Millionen. Lange Jahre vor der Hoffnung, dass irgendjemand mal Miete zahlt. Und die Schuldenbelastung? Keine 50% sondern 85,1% …
Noch was: die andere Seite, ohne die Benkos Masche chancenlos wäre. Ein aktueller lesenswerter Artikel der taz Das Spiel mit der Aufwertung weist darauf hin:
… Mit dem frischen Geld kauft Signa wieder neue Immobilien und Grundstücke, mit denen sich ähnliche Wertsteigerungen erzielen lassen. Um möglichst hohe Gewinne zu erzielen, plant Signa die Projekte so groß und monumental wie möglich. (…)
„Projektentwicklung ist in guten Teilen ein Lobbyistengeschäft“, erklärt Christoph Trautvetter. Der wissenschaftliche Referent des Netzwerks Steuergerechtigkeit ist ein Kenner der von Finanzkapital getriebenen Immobilienbranche. Vor allem ginge es darum, bei den Bebauungsplanverhandlungen möglichst viel herauszuschlagen. „Dieses Geschäft hat Benko perfektioniert.“
Münchens Stadtrat und das Referat für Stadtplanung haben, ohne dies tun zu müssen, die Alte Akademie im Bebauungsplanverfahren dem Spiel mit der Aufwertung geopfert. Maximale Aufwertung – maximale Zerstörung der historischen Substanz. Und momentan läuft das Bebauungsplanverfahren für den großen Karstadt-Komplex in der Schützenstraße und es sieht ganz danach aus, dass sich das Spiel wiederholt….