Noch tiefer rein

Es sollte eigentlich an die letzten Installations- und Aufräumungsarbeiten gehen, nachdem für den Nachfolgebau der Alten Akademie die Fertigstellung für dieses Jahr angekündigt war. Stattdessen wird im vierten Jahr eine neue Etappe im Rohbau langsam angegangen: auf der Fläche des abgerissenen Hettlage-Teils werden seit Monaten Betonbohrpfähle gesetzt, um rundherum die Baugrube zu sichern. Seit letzter Woche nun auf der Seite des Wirtschaftshofs, wobei dieser (einzig befahrbare) Zugang zur Baustelle dann mit abgegraben wird… An genau der Stelle ist ein Meisterwerk des Tiefgaragenbaus geplant, ein vollautomatisches Lagersystem für Pkws und Fahrräder mit mehreren Lifts in die Tiefe. Wie sowas ungefähr funktioniert, sehen Sie hier. Machbar ist alles, damit zukünftige Mieter ihren SUV in ihrer Nähe haben können. Dafür der Abriss eines Drittels des Denkmals, Mehrkosten von zig Millionen und eine nicht abschätzbare Verlängerung der Bauzeit, da die Enge der Baustellensituation den Bauarbeitern Wunder abverlangen wird. Die gesamte Baustelle im Rohbau: vor 2026 ist an einen Abschluss nicht zu denken.

Um es zu wiederholen: München könnte schon lange über ein neues Kleinod der Stadtgesellschaft verfügen: durch Renovierung der Alten Akademie für Behörden, Wissenschafteinrichtungen, Museumsräume und und und… Stattdessen wurde die Alte Akademie vor 10 Jahren zum Höchstgebot an den Blender Benko verkauft mit der absehbaren Folge der Verwertung als Top-Immobilie und der fast vollkommenen Zerstörung der Substanz hinter einer Vorzeigefassade. Der „behutsame Umgang“ mit dem historischen Baudenkmal war von Anfang an eine Lüge. Und alle haben mitgemacht. Der bayerische Staat mit dem damaligen Finanzminister Söder als Verkäufer. Das Stadtplanungsreferat (mit allen Optionen der Genehmigung oder Nichtgenehmigung) als „Begleiter“. Die staatliche Denkmalspflege und die involvierten Fachleute, die alle Wünsche erfüllen.

Ohne Platz für die heilige Kuh des zu Ende gehenden Zeitalters der fossilen Verschwendung – natürlich undenkbar. Wo kommen die Statussymbole hin? – das war ja nun nicht die Idee des siegreichen Architekturbüros sondern von Anfang an gesetzt, bereits vor dem Architektenwettbewerb. In der Vorgabe der gemeinsamen Auslobungsbroschüre von 2015 war sie schon detailliert ausklamüsert. (SIGNA selbst hatte später einen Tunnel vom Oberpollinger gewollt, was aber wegen der vielen Leitungen in der Kapellenstraße nicht durchführbar ist.) 

Der Bauwahnsinn steigert sich, während die Presse Meldungen aufwärmt, dass die Klamottenfirma Uniqlo Verkaufsräume angemietet hat – und vielleicht doch schon wieder storniert hat, weil alles ja erst viel später fertig wird? Novartis Pharma als Büromieter wurde der Einzug für 2024 versprochen…

Eh alles wurst, weil Benkos goldenen Händen alles gelingt, äh, er alle über den Tisch zieht?

Daran darf man zweifeln, wenn man die Medien verfolgt. Wie schaut die im Kapitalismus entscheidende finanzielle Seite aus? Nicht zu sagen, weil der zu veröffentlichende GmbH-Geschäftsbericht für 2021 noch immer nicht einsehbar ist. Weiterverkaufen geht nicht. Benko muss ordentlich Eigenkapital nachschiessen und will noch dieses Jahr eine Umschuldung auf 300 Millionen Euro abschließen, bei der wohl die bisherigen Kreditgeber Landesbank und Stadtsparkasse weiter reingezogen werden sollen. Den Vorsitz im Verwaltungsrat der SSKM, dem die größeren Vertragsabschlüsse vorgelegt werden, hat OB Dieter Reiter.

Und während die in der Immobilien-Goldgräberzeit ausgedachte Umnutzung und Verwertung der Alten Akademie zum Fiasko wird und selbst jede geschäftliche Erfolgsaussicht verloren hat, plant Benko an der Schützenstraße die nächste Hybris in noch größerem Maßstab. Mit Bruch des Versprechens, den Kaufhausstandort zu erhalten, mit Rauswurf der Belegschaft und dem Szenario eines typischen Chipperfield-Blocks … Der Münchner Stadtrat muss seine Benko-dienstbare Haltung aufgeben, der Verlust der Alten Akademie mahnt!

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