Denkmalzerstörung nach Retail-Quadratmetern

Das österreichische Fernsehen sendete am 7. Juli eine Benko-Doku (nur noch kurze Zeit in der Mediathek). Nach einem früheren Einblick in die Benko-Trickkiste wollte wohl jetzt auch Christoph Stadlhuber (derzeit Managing Director SIGNA Holding GmbH) mit Eigenlob glänzen. Am Beispiel des „Goldenen Quartiers“ in Wien exemplifizierte er die Büro->Retail-Geldvermehrungsmasche. Damals (Umbau ab 2011) war er noch nicht vom Staatsdienst zu SIGNA gewechselt, doch die Wiederholung bei der Alten Akademie (Kauf 2013) darf er mit auf sein eigenes Schlaumeier-Konto buchen.

Ö2: Wer mit den Augen von Christoph Stadlhuber durchspaziert, sieht bald nur noch teuer vermietbare Quadratmeter hinter jeder Fassade.

Stadlhuber: Wenn Sie hernehmen, die höchsten Büromieten in der Innenstadt liegen irgendwo rund um die 25 Euro. Stellen wir jetzt, dass da vorne ab dem 1. Stock Büromieten 25 haben. Die höchsten Retailmieten sind hier auch am Platz, die sind jenseits von 300 Euro. Was muss ich tun? Ich muss schauen, dass ich den Retailer in den 1. Stock oder in den 2. Stock ziehen kann, so wie es bei Louis Vuitton passiert ist und dann habe ich deutlich höhere Mieten im 1. und 2. Stock im Vergleich zu einer Bürovermietung und in Summe haben wir bei jedem Haus die Miete von vorher gegenüber der Fertigstellung vervierfacht.

Ö2: So funktioniert das Modell Benko/SIGNA?

Stadlhuber: Klingt ganz einfach, oder?

Dann auf zum nächsten Opfer nach München (das Geld kam von Beny Steinmetz): bei der Alten Akademie ging es unter diesem Aspekt um einen perfekten Bürokomplex (Landesamt für Statistik) mit etwas Kaufhaus (Hettlage) aus der Wiederaufbauzeit nach dem Krieg. Stadlhuber erkannte den 1. Stock, den 2. Stock und die noch fehlenden bzw. nicht ausgebauten Untergeschosse. Und daneben die Lage, die Lage, die Lage. SIGNA schlug meistbietend zu, andere Interessenten verdrängend, die die SIGNA-Brechstange nicht im Kopf hatten. Im Einklang mit der „Stadtplanung“ Münchens und dem Amt für Denkmalpflege wurde dann ein Entwurf gekürt, der als einfühlsam und mit geringen Eingriffen in die geschützte Substanz verkauft wurde. Danach setzte Benko (für ihn vor Ort Stadlhuber) noch die weitgehende Retailisierung der zusätzlich geschützten Arkaden durch, gegen großen Widerstand und mit Zeitverzögerung. 

Die Abbildung prangt am Zaun rund um die Baustelle

Im Mai 2020 war Baubeginn – und nun im Juli 2022 steckt das Projekt noch immer im Rohbau. Untergeschosse, der bis auf ein Fassadenskelett abgerissene Hettlage-Teil und ein komplett neues Dach sind noch nicht angefangen, der Zeitplan völlig gerissen. Soweit – die Alte Akademie als das, was sie war und hätte werden können – verloren. Herr Stadlhuber kann das auf sein Macher-Konto buchen. Wie geht es weiter? Hat sich da jemand verhoben?

Und so dreht SIGNA an einem großen Rad weiter ….

Noch ein Spruch von Stadlhuber aus der Ö2 Doku:
„Wir sind ein privat geführtes Unternehmen und dementsprechend kommunizieren wir das, was wir müssen und nur das, was wir wollen.“

… wann wird (wieder) ein anderer Spruch kommen: Wir sind ein systemrelevantes Unternehmen und benötigen dringend Entschuldung und Staatshilfe …

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