Stand der Degradierung und Entwertung nach 20 Monaten Bauzeit

„Die Zukunft eines Denkmals hängt immer davon ab, in welche Hände es letztlich gelangt und welche Nutzung der Besitzer dem Denkmal zumutet und abverlangt. Im Fall Alte Akademie liegen historische Denkmaleigenschaft und neue Nutzungsvorstellung meilenweit auseinander, Welten entfernt, krasser könnte es gar nicht sein. Verrückterweise haben wir diesen tragischen Konflikt ausgerechnet der bayrischen Staatsverwaltung zu verdanken (…). 
Aus der Alten Akademie wurde die Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG. Es müsste der Immobilien Freistaat bewusst gewesen sein, dass bei der hier geforderten Umnutzung in Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen in den beiden Denkmälern kein Stein auf dem anderen bleiben würde.“

Aus dem Offenen Brief von Dieter Wieland (1. Dezember 2016) an Münchens OB Dieter Reiter, verbunden mit der vergeblichen Aufforderung, „die Degradierung und Entwertung dieses Herzstücks des alten Münchens, dieses Juwels der bayerischen Geschichte“ nicht zuzulassen.

Nach 20 Monaten ist die Hälfte der angekündigten Bauzeit (Eröffnung war geplant für 9/2023) vergangen mit Entkernung, Zerstörung der Arkaden, Wühlen im Untergrund und Errichtung eines Abfanggerüsts am Hettlagebau… Die Öffentlichkeit nimmt die Baustelle hin wie all die anderen in München aber die Alte Akademie selbst leistet noch den ihr möglichen Widerstand. Sie lässt sich nicht so leicht unterbuddeln und abreißen und so stecken die Bauarbeiten noch mitten in Abriss und Tiefbau: der Hettlagebau steht noch weitgehend und die Verstärkung und Vertiefung der Fundamente, was nur den SIGNA-Verwertungsinteressen dient, zieht und zieht sich hin. Auch der Wirtschaftshof, zugleich Hauptzugang für die Baustelle, muss noch für den Tiefgaragenzugang unterbaut werden. Oben thront weiter der Dachstuhl, der für SIGNA nicht gut genug ist…

Alexander Cronauer (mittlerweile Ex-Head of Project Development München) spricht vom selben Gebäude wie Dieter Wieland! Wie SIGNA die Alte Akademie ausschlachtet, packt er in einen so verräterischen wie verlogenen Satz. Er beansprucht sogar noch einen Preis für Denkmalschutz und Ökologie:

Wer sehen will kann nun sehen, wieviel das beiläufig miterzählte Märchen von „behutsamer Sanierung“ der Alten Akademie wert ist. Es ist ja nicht nur hier so. Von „Erhalten“ zu sprechen ist müheloses Investoren-Sprech, wenn das Naturkleinod Eggarten platt gemacht werden soll. Wenn der Oligarch Büschl die Paketposthalle mit massiver Bebauung umstellen will, tut er das um sie zu „erwecken“. Abriss von guter aber renovierungsbedürftiger Substanz wird „Stadtreparatur“. Kommt der nächste SUV von BMW, ist irgendwas an ihm „ökologisch“. Wenn der Hauptbahnhof abgerissen werden soll für ein Büro/Einkaufsmonster hat man die Gleishalle „gerettet“: Das heilige Wirtschaftswachstum, der nächste Pseudoluxus und die profitgetriebene aber sinnlose Ummodelung von etwas Wertvollem, was wir dann für immer verloren haben, verstößt gegen ein überdecktes Wissen oder zumindest das Gefühl, dass die kapitalistische und technikblinde Zivilisation mehr nimmt als gibt und Jahr für Jahr muss es schneller gehen. Deshalb wird gelogen. Es drohen keine Konsequenzen, das ist der Stand der Dinge.

Man wird niemand beim Finanzministerium finden oder bei der Stadt München oder dem Landesamt für Denkmalpflege, der in der nächsten Zeit etwas zur Zerstörung der Alten Akademie sagen möchte. Man wird hoffen, dass SIGNA die Sache zu Ende bringt (2024, 2025 ?) und dann noch die gewohnte Konsumrausch- und Geldblasenzeit intakt ist, in der allein SIGNA existieren kann. Wenn es Benko nicht vorher so ergeht wie seinem Freund Sebastian Kurz.

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