Baurecht auf Kosten der Kinder?

Am Westkreuz entsteht gerade so eine Art Spielplatz auf dem Dach. Die Vorgaben des Baurechts wie die Wünsche der Stadtbaurätin nach Verdichtung sind beachtet worden, davon ist auszugehen. Ein technokratisches Käfigexperiment an Kindern – ….. !

Wenn das heute bei einem kleinen Bauobjekt möglich ist – was dann erst beim Megaprojekt eines Oligarchen?

Die Diskussion des Projekts rund um die Paketposthalle wird ja oft auf die Frage reduziert „Gefallen Ihnen die Hochhausentwürfe – oder etwa nicht?“

Die entscheidenden, noch davor kommenden Fragen sind ganz gewiss andere:

Soll es eine demokratische Stadtplanung geben oder soll Maßstab sein, was sich ein Münchner Oligarch vorstellt?

Entschlossene Maßnahmen jetzt für Klima- und Ressourcenschutz oder weiter mit nicht zukunftsfähigen Monsterbauten im alten Muster?

Soll das Notwendige gemacht werden – also sozialer Wohnungsbau – oder was maximalen Profit bringt (teure Wohnungen, Büros, Hotels)?

Für wen wird geplant – sehen wir es einmal aus der Perspektive von Kindern

An der Paketposthalle würden nach dem Masterplan 1100 Wohnungen entstehen. Dementsprechend sind dann auch 19 Krippengruppen, 19 Kindergartengruppen und 5 Hortgruppen unterzubringen, es geht um sechshundert Kinder! „Die Lage der Häuser für Kinder einschließlich Freiflächen soll im weiteren Verfahren geprüft werden.“„Die Freiflächen für Kitas müssen diesen direkt zugeordnet werden. Eine gute Situierung auf sinnvoll nutzbaren Flächen und innovative Gestaltungskonzepte sind aufzuzeigen“. Das steht im Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan von 2019 nach dem ersten Masterplan. Im überarbeiteten zweiten Plan (2021) sieht es so aus:

Den eingezeichneten Kitas sind sind keine Außenflächen zugeordnet, wie denn auch! Zu vermuten bleibt, dass ein mickriger Ersatz in die Innenhöfe gequetscht werden soll. Kein Platz zum Spielen in der Natur und zum Toben für die Kinder der Einrichtungen und ringsum nur Beton, versiegelte Flächen mit Bäumchen auf einer das ganze Gelände umfassenden Tiefgarage! Sollen sie doch auf Nachbargrundstücke gehen!

In der Wohnsiedlung direkt daneben: eine großzügige Aussenfläche direkt vor dem Kindergarten, so wie es sich gehört. Diese Planzeichnung wurde angefertigt zur Präsentation auf einer Bürgerversammlung vor einigen Jahren. Auf ihr sieht man zusätzlich südlich der Paketposthalle eine Grünfläche, wie sie dem derzeit gültigen Flächennutzungsplan entspricht. Nach dem Masterplan würde auf dieser Grünfläche nun plötzlich einer der beiden Türme und ein weiteres Gebäude errichtet werden!

Zeichnung der Stadt München mit eingeklinktem Foto des Kindergartens und dem aktuellen Flächennutzungsplan (AG = allgemeines Grün)

Warum soll es keine Freiflächen für Kinder geben und überhaupt keine Freiflächen, keine Wiesen, keinen Grünzug, keinen Park vor der Paketposthalle – nichts? Weil auf dem Gelände zusätzlich 3000 Büroarbeitsplätze und Hotels entstehen sollen, die den hohen Spekulationsprofit bringen – das ist der einfache Zusammenhang. Platz für etwas, was es im Überfluss gibt statt Platz für die, die da leben sollen und vor allem auch einen Platz für die Kinder.

Wer beherrscht die Stadt?

Daran zeigt sich alles. Das will man den Kindern zumuten um privaten Profit und die Fiktion eines metropolgemäßen neuen Münchens zu ermöglichen. Das möchte der Oligarch Büschl gern als Krönung seiner Laufbahn. Und an seiner Seite alle großen Parteien im Stadtrat und das Referat für Stadtplanung, die bislang begeistert bereit sind, die Standards der Daseinsfürsorge und der Stadtplanung auszuhebeln. Und die schon die Aussenflächen der Kitas, die die Stadt selbst betreiben wird, vergessen!

Die Planung für das Paketpost-Areal muss neu begonnen werden und – nachdem eh schon diese ganze Gegend unsäglich voll geklotzt wurde – muss die Münchner Bevölkerung das erste Wort haben!

PS: In Bayern gibt es keine gesetzliche Verpflichtung von Außengeländen für Kitas mehr: „Die vorgeschriebene Mindestfläche des Freispielgeländes wurde wegen zu hoher Grundstückskosten gestrichen – was sich vor allem für Stadtkinder sehr negativ auswirkt.“ Lieber „schenkt“ der Oligarch München einen Biergarten (?) mit Sonderaufzug statt einen Teil des Grundstücks für die Kinder…

Zum Weiterlesen:
Paketpostareal: Strategie Grünflächen vermeiden Planungsreferat der Stadt München
Richtlinie für Außenflächen von Kitas (10m2 pro Kind), Stadtschulrätin Beatrix Zurek, Oktober 2020
Kinderspielplätze! Vorgabe der Stadt München: Die Mindestgröße eines Kinderspielplatzes richtet sich nach der Gesamtwohnfläche. Je 25 m²  Wohnfläche sind mindestens 1,5 m² Spielplatzfläche herzustellen.
Stadt München: Bebauungsplan PaketPost-Areal
heute Makulatur: Strukturkonzept der Stadt München Birketweg/Paketpost von 2001 (Seite 12/13 „Freiraumplanung“)
Die ebenso großkotzige wie verlogene und dämliche Webseite der Büschl-Unternehmensgruppe (Agentur Heller und Partner)

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