Jesuitenkolleg – Akademie der Wissenschaften – Wiederaufbau – Statistisches Landesamt – Entkernung – ?
Vor kurzem kam SIGNA mit einer Pressemeldung zur Alten Akademie heraus. Folgend einem alten Trick wird es darin so hingestellt, als wäre Baugenehmigung und Bauspart schon fix – so als wäre es schon eine feststehende Tatsache, wird getitelt: „Baustart noch diesen Sommer“.
In Wahrheit befindet sich der Plan der kompletten Umnutzung der Alten Akademie in der Phase des Bebauungsplans – die Gremien der Stadt haben diesen noch zu beschliessen, danach könnte SIGNA den Bauantrag stellen. Soll sich die Stadt München diesen dreisten Vorgriff bieten lassen, diese Geringschätzung kommunaler Planung und Hoheit? Können in unserer Stadt die Investoren ungeniert drängeln und so tun als ob?
Schauen wir uns ein paar Sätze oder Bruchstücke aus diesem Schmuckstück mal an:
„Nachdem die Mehrheit von CSU und SPD den von SIGNA favorisierten Plänen für das Redevelopment im Münchner Stadtrat am 21. Februar 2018 zustimmte …“
CSU/SPD/Bayernpartei haben vor einem Jahr gemeint, es gut finden zu müssen, dass SIGNA die Arkaden bis auf einen kleinen Rest eliminieren will. Das wurde in den Beschluss zum Start des Bebauungsplans zusätzlich aufgenommen. Der aktuelle Stand: das Planungsreferat ist dabei, das Bauvorhaben allseitig zu prüfen, es sammelt die Einwendungen aus der Bevölkerung und legt erneut dem Stadtrat vor. Dann wird es eine effektive Zustimmung des Stadtrats geben, vielleicht nicht oder mit Abstrichen. Termine sind noch nicht bekannt gemacht. Wie man hört, soll es Ende Mai auf die Tagesordnung der Vollversammlung kommen.
„Im Sommer 2019 werden die Vorabbaumaßnahmen beginnen.“
Womit soll es denn losgehen? Mit Vorabbau des Daches? Vorababriss des Hettlage-Gebäudeteils? Vorababtragung des Bodens des Schmuckhofs? Vorabentkernung einiger Gebäudeteile?
„Die Umbaumaßnahmen werden voraussichtlich Ende 2022 abgeschlossen sein.“
Das wären dann dreieinhalb Jahre für „behutsame Sanierung“.
„Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt über 400 Mio. Euro.“
Abzüglich des Kaufpreises wären das mindestens 160 Mio. Euro für „behutsame Sanierung“.
„… nach den hohen Maßstäben des Goldenen Quartiers in Wien.“
D.h. Vollkommerzialisierung für jene Kundschaft, bei der Geld keine Rolle spielt: „In einmaliger Innenstadtlage inmitten der Fußgängerzone … erwartet Sie ein einmaliges Shopping-Erlebnis: Im GOLDENEN QUARTIER reihen sich 20 internationale Labels – das Gros davon erstmalig – nebeneinander wie an einer Perlenkette auf. So komprimiert wie kaum an einem anderen Platz der Welt.“ (SIGNA-Webseite) Dabei ist schon klar: SIGNA hat das immer so gesagt – niemand in München hat das so gewollt, wenn man glauben darf – CSU/SPD/Bayernpartei sind nun als Übertölpelte zu Freunden „schöner Geschäfte“ (Zitat) geworden.
„… eine Gelegenheit, im Herzen der innerstädtischen Fußgängerzone ein charakteristisches Retail-Ensemble zu entwickeln, um in einer der bundesweit nachgefragtesten Einzelhandelslagen attraktive Flächen anzubieten.“
Allein darum geht es: Verkaufsflächen in bester Lage mit nobler historischer Fassade. Gepfiffen auf Geschichte, auf öffentlichen Raum, auf die Würde des Ensembles mit der Michaelskirche, auf die architektonische Leistung des Wiederaufbaus. Obwohl die äußerst profitorientierte SIGNA nie einen Cent an der Alten Akademie verdienen können wird (wie Leute dieses Fachs sagen), soll sie immer noch luxus-kaputt gemacht werden.
In seinem Brief an OB Dieter Reiter schrieb Dieter Wieland 2017:
„An der historischen Erscheinung dieser Baudenkmäler, die so 1952 mit größtem Idealismus wieder aufgebaut wurden, darf nichts verändert werden. Es darf in keiner Weise ein Kaufhauscharakter entstehen, keinerlei Werbeschriften, Neonreklamen, Werbefahnen, Schaufensteraufschlitzungen etc. Der städtebaulich so einzigartige Straßenraum mit dem grandiosen Richard-Strauss-Brunnen von Hans Wimmer darf nicht durch Vitrinen oder Gastronomie zum Kaufhausvorplatz degradiert werden.
Die SIGNA-Immobilien GmbH ist schon eifrig und professionell damit beschäftigt, hier Tatsachen zu schaffen. Es ist bereits überdeutlich zu sehen, wie der Kommerz die Würde und Hoheit dieses Ortes beschädigt.“