Am 24. Mai wird der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung über den Bauantrag beschließen. Der Entwurf des Beschlusses liegt uns vor. Darin ist alles enthalten, was wir bisher schon mehrmals dargestellt haben:
– Der Abriss des Hettlage-Kaufhauses. Das erscheint im Text als „Entkernung und Errichtung eines neuen Gebäudes mit mehreren Untergeschossen“. Die zu erhaltenden zwei Fassadenwände auf ihren Säulen müssen währenddessen am Stehen gehalten werden. Da werden vermutlich „statische Bedenken“ auftauchen …
– Entkernung aller anderen Gebäudeteile und Versetzung von ganzen Geschossebenen.
– Einbau von Loggien für die Wohnungen im Schmuckhof
– was bisher nicht gesagt worden war: „Der Dachstuhl des Gesamtkomplexes wird neu aufgebaut.“
– Erweiterung der Einzelhandelsnutzung von 5.000 auf 13.800 Quadratmeter Geschossfläche, durchwegs drei Etagen plus Untergeschoss, das dafür tiefer gegraben wird
– Teilunterkellerung des Schmuckhofes, neue Dachgauben und Dachflachfenster usw, usf.
– Dazu die weitere Abwicklung nach beschleunigtem Bebauungsplanverfahren gemäß § 13 a Abs. 1 Satz 1 Nr.1 BauGB. D.h. Einschränkung der Mitwirkungs- und Einspruchsmöglichkeit durch die Öffentlichkeit!
Großinvestoren könnten sich in Zukunft die Baugenehmigung gleich selber schreiben
Dieser Beschlussentwurf, vom Planungsreferat im Ausschuss vorgelegt, ist das im Einklang mit SIGNA weiterentwickelte Ergebnis des SIGNA-Architektenwettbewerbs. Es bedeutet die Zerstörung des Charakters der Alten Akademie und zugleich eines großen Teils der Gebäudemasse – nie wieder gut zu machen.
Die Abbildungen finden sich in der Anlage „Ergebnis der Überarbeitung“ (Morger Partner Architekten). Rot wurde von uns gekennzeichnet, was vom Bestand übrig bliebe.
Über diese ausgehandelte Zerstörung hinaus will SIGNA aber noch mehr: drei Eingriffe, die im Saldo kaum mehr viel Schlimmeres ausmachen, die aber anscheinend für die Profitbilanz so wichtig sind, dass SIGNA den letzten Kniefall der Stadt erzwingen will. „Erzwingen“ ist das falsche Wort, denn es gibt nicht den geringsten Anspruch auf
– Zubauen der Arkade an der Kapellenstraße
– Breite der Restarkade von 4,12m statt 5,40m (Wettbewerb) statt 7,70m heute
– drei Torbögen in der Fassade des Kopfbaus statt deren zwei (Wettbewerb)
Die Selbstaufgabe der Münchner Kommunalpolitik
Alfred Dürr berichtet nun in der Wochenend-SZ, dass die Fraktionen von CSU und SPD dahin tendieren, SIGNA diesen (vorerst) letzten Rest auch noch zu genehmigen. „Anders als bei sonstigen Großprojekten in der Altstadt dringen bei der Alten Akademie vor der Entscheidung kaum Äußerungen aus dem Stadtrat an die Öffentlichkeit. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hält sich auffällig zurück. Die Diskussionen im Rathaus seien noch nicht abgeschlossen, heißt es aus seinem Umfeld. Es handele sich eben um einen schwierigen Abwägungsprozess, hört man aus der SPD- Fraktion.“ Mehr von dem was sie weiß, will die SZ nicht verraten und das ist auch nicht ungewöhnlich. Wir werden uns im nächsten Beitrag mit dem undemokratischen Filz im Rathaus beschäftigen.
Der Architektenwettbewerb unter Leitung von Sir Chipperfield.
Über diesen Wettbewerb vor einem Jahr hat sich mittlerweile Haarsträubendes herauskristallisiert. Wie Frau Merk selbst öffentlich sagte, „haben sich überhaupt nur zwei der elf Entwürfe dem Denkmalschutz vernünftig genähert“. Wo blieb da die Auswahlmöglichkeit? Und unter Beisein von sieben Stadträten wurde ein Entwurf ausgewählt, der sich nicht an die Vorgabe des Stadtrates hält (durch Schließung der Arkade im Kopfbau). Im Entwurfspapier zieht man es bei der Schilderung des Wettbewerbs vor, davon zu schweigen.
Ein echtes Problem – auf beschämende Weise aus dem Weg getextet.
Die Partei Die Linke im Stadtrat hat den Antrag gestellt, die Arkaden komplett zu erhalten – wie es bis vor zwei Jahren nie anders gedacht war und wie es in Bezug auf den Kopfbau Stadtratsbeschluss von Nov. 2015 ist. Die unglaubliche Abschmetterung im Entwurfspapier:
„Die von den Zielvorstellungen abweichend vorgeschlagene Ausgestaltung der Arkaden im Kopfbau der Alten Akademie lässt eine Zugänglichkeit für die Öffentlichkeit, wenn auch auf andere Art und Weise, weiterhin zu.“
Eine „Zugangsmöglichkeit“ zu einem Computer- oder Schuhladen heutiger Machart soll gleichwertige Alternative zur städtebaulich herausragenden Gestaltung der offenen Arkadenhalle durch Josef Wiedemann sein – tiefer könnte die Münchner Stadtplanungsbehörde kaum sinken! Aber sonst ginge es nicht.
Der letzte Strohhalm der PR: Die „Öffnung“ des Schmuckhofs als „Benefit für die Stadt“.
Ein einigermaßen großer Hof, viele Stunden des Tages im Schatten, ein charmantes architektonisches Unikum mit seiner dreiseitigen konsequenten Reihung von Bürofenstern und dem typischen Münchner Putzdekor – dann: Kommerz rundum, das Luxus-Kaufhaus im Rücken, oben Schicki-Wohnungen, unten Läden und Gastronomie, eine neue Kolonnadenkonstruktion und das generelle Abkassieren = attraktive Ruhezone! Von Poesie und Schönheit in der Stadt her gesehen: dieser Schmuckhof ist von der scheuen und zurückhaltenden Art. Ein „Öffnen“ durch SIGNA heißt nichts anderes als: Eroberung und „urbane“ Kolonialisierung. Diese dreiste Manipulation entspricht einem Projekt, in dem sich nichts Positives findet, was sich vernünftig zur Gewinnung der Öffentlichen Meinung verwenden liesse.