Nach dieser Logik wurden vor allem in den letzten 20 Jahren die armen und die meisten nicht-wohlhabenden Einwohner der Münchner Innenstadt vertrieben. Mieten werden horrend hochgetrieben, der Wohnungsbestand wird für die Upperclass umgemodelt, soziale Strukturen werden zerstört, Lebensplanungen vereitelt, ältere Menschen aus ihrem Umfeld gerissen …
Ein Franziskaner-Pater beschreibt es drastisch für das Lehel:
„Pater Markus (79) kennt das Viertel seit fast 60 Jahren, er sagt: „Luxussanierung und Zweckentfremdung haben sich hier ausgebreitet wie ein Geschwür.“ In seinem Urteil ist der Franziskanermönch eindeutig: „Über all die Jahre habe ich das Bemühen beobachtet, die Armen aus dem Lehel zu kriegen.“ Hier seien zwar nie „zerlumpte Gestalten“ herumgelaufen, aber die Not der Menschen sei trotzdem echt und drängend gewesen. Das Lehel stirbt, das sagt auch Pater Markus. „Die kleinen Läden verschwinden, Bäckereien, Metzger, die Familien ziehen weg, die einfachen Menschen.“ Für ihn sind das Symptome eines langsamen Todes.“ (Münchner Merkur, 25.2.2017)
Den Akteuren war es das Naheliegende, das Natürliche, der Zug der Zeit. Wohlwollend „Re-Urbanisierung“ genannt. Geld dringt durch alle Türen, Geld hat das Recht auf seiner Seite, Geld bietet lukrative Chancen für manche Beteiligte. Dagegenhalten ist oft machtlos und zermürbend. Der Münchner Stadtrat hat es laufen lassen.
Die Alte Akademie ist auch dafür ein trauriges Beispiel. Auf den Punkt brachte es SPD-Stadtrat Amlong:
„Wobei uns allen natürlich klar ist, dass es sich in dieser Lage um Wohnungen im Höchstpreissegment handeln wird.“ Christian Amlong am 11. November 2015 in einer stolzen Presseerklärung der München-SPD.*
So wurde mit dem Erbpachtkäufer SIGNA eine Hochpreis-Wohnenklave in der Alten Akademie ausgehandelt. Fataler Nebeneffekt für das denkmalgeschützte Ensemble: statt den Bestand schonend zu nutzen (was bei einfacheren Appartements z.B. für Niedriglohn-Beschäftigte der Innenstadt immerhin möglich wäre) – Totalentkernung und Verschandelung des Schmuckhofes für Residieren auf „Luxus“niveau.
Das konnte SIGNA nicht allein bestimmen. Söders Privatisierungsideologie, seine Immobilienverwalter und der Münchner Stadtrat gaben die Hilfestellung. Aber noch gibt es keine Baugenehmigung. Der Fehler kann noch zugegeben und korrigiert werden! Die SPD setzt auf neue Töne mit Martin Schulz, aber ohne Taten und Umkrempelung der Partei von unten wird auch das nur ein weiteres Fake. München braucht statt einer lamentierenden Politik ein radikales Umdenken und korrigierendes Handeln gerade in den Brennpunkten der Fehlentwicklung.
Das wäre ein Zeichen:
Stopp für die Luxuswohnungen in der Alten Akademie!
Soziale Stadtreparatur statt Kapitalistenlogik!
Hier geht’s zu einer urbanen Luxus-Oase in der Hofstatt
* Mittlerweile ist Herr Amlong gut dotierter Geschäftsführer der städtischen GWG geworden.