
Pressemeldung aus einer noch verrückteren Zukunft:
„SIGNA-Holding fordert: Der Kripperlmarkt kann da nicht bleiben! Die Konsumentenzielgruppe würde am Premium-Retail-Komplex ALTE AKADEMIE MUNICH vorbei laufen und das ausgerechnet in der umsatzstärksten Jahreszeit. SIGNA sieht im Verkauf geschnitzter Figuren eine nicht zeitgemäße Advent-Interpretation. Tradition schon, aber bitte dort, wo sie nicht im Weg stehe. Zwar befinde sich der Markt auf öffentlichem Grund – doch in der Shopping-Zone einer internationalen Metropole müsse dem Verkauf von Handtaschen und Designerzeugs absoluter Vorrang eingeräumt werden. Er stelle eine Benachteiligung im harten Konkurrenzkampf dar und gefährde Arbeitsplätze. Deshalb habe SIGNA direkt beim bayerischen Finanz- und Heimatminister interveniert. Gleichzeitig habe man einen Antrag auf Benutzung des Vorgeländes für eine SUV-Show mit einem örtlichen Joint-Venture-Partner gestellt. Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung signalisierte bereits Verständnis, will aber mit harter Verhandlungstaktik einen Kripperlstand retten. Der Oberbürgermeister sagte auf Anfrage, in München genieße Wirtschaft und Eigentum oberste Priorität – es sei Sache der Verbraucher, die kleinen Händler und Weihnachten überleben zu lassen.“
Das könnte traurige Zukunftsepisode werden, wenn die Umnutzung der Alten Akademie durch SIGNA tatsächlich stattfände. Abwegig ist das nicht, der öffentliche Raum ist Verschiebemasse. Das hat auch eine Aktion am 9. Dezember veranschaulicht, als es mit Meterstab und Messrad zur Sache ging: Mitglieder des Münchner Forums führten eine „Öffentliche Vermessung des Öffentlichen Raums“ an der Alten Akademie durch.
In der Einladung hieß es: „Die Arkaden der Alten Akademie stehen im Brennpunkt der Begehrlichkeiten. Nach den zugänglichen Unterlagen umfassen die öffentlich-gewidmeten Arkaden an der Neuhauser Straße und an der Kapellenstraße ca. 560 qm. Nach den Vorstellungen der Signa soll diese Arkadenfläche um rund 400 qm auf 170 qm reduziert werden. Damit würde die nutzbare Ladenfläche in dieser attraktiven Lage um rund 400 qm zu Lasten des öffentlichen Raums erweitert werden. Die derzeitige monatliche Miete für einen Quadratmeter Ladenfläche beträgt an der Neuhauser/Kaufingerstraße ca. 350 Euro. Der Erhöhung des Ertragswerts durch diese zusätzliche Ladenfläche, hochgerechnet auf die Laufzeit des Erbbaurechtsvertrags von 65 Jahren, ist beträchtlich.“
Als der Investor SIGNA sein Höchstgebot abgab, konnte er nicht mit einer Veränderung der Arkade rechnen und kann das deshalb auch nicht nachträglich wegen höherer Wirtschaftlichkeit verlangen. Das Münchner Forum fordert die Aufstellung eines Bebauungsplans, der Bürgerbeteiligung ermöglicht. Münchner Forum, Bericht in der Abendzeitung (Foto: Die Leute stehen in der Rest-Arkade)
In früheren Beiträgen auf dieser Seite haben wir die Preisgabe der Arkaden durch Staat, Stadt und Denkmalamt aufgezeigt. Nicht nur der Arkaden. Wenn SIGNA umbauen darf, bedeutet das nach Stand des Architektenwettbewerbs (April) die weitgehende Zerstörung durch Abriss und Fehlnutzung. Derzeit arbeitet das Planungsreferat an der Vorlage zum Beschluß des Stadtrats über die Baugenehmigung – soll voraussichtlich im Frühjahr stattfinden. Wenn das Amt und die Stadträte wollen, kann dieses hochrangige Denkmal noch erhalten werden, bzw. für SIGNA uninteressant gemacht werden. Die Alte Akademie war hunderte Jahre Ort der Wissenschaft und könnte gut als Verwaltungsgebäude etc. weitergenutzt und damit auch der letzte nichtkommerzialisierte Fleck in der Neuhauser und der Kaufinger Straße geschützt werden.
Stellen Sie sich bitte die Alte Akademie mit Rest-Arkade vor oder den Kripperlmarkt mit Shopping-Center dahinter, oder gar keinen Kripperlmarkt! Das wäre dann nur das Äußerliche, im Inneren würde fast kein Stein auf dem anderen bleiben.
* Nicht heute, sondern in einer denkbaren Zukunft …