Das Hettlage-Haus – verschwindet es im SIGNA-Dreieck oder im Nebel verschämter Worte?

Hettlage-Haus

1. Erst muss das Bekleidungsgeschäft Hettlage raus
Fangen wir 2012 an. Das letzte Kaufhaus der Hettlage-Gruppe, weitergeführt unter dem Dach von Wöhrl als Damenoberbekleidungsfachgeschäft, schließt. Es ist weder pleite noch wird es freiwillig aufgegeben. Der kurzfristige Mietvertrag und notwendige Investitionen gehen nicht zusammen. Ein Münchner Traditionsgeschäft (von denen immer so berührt gesprochen wird) – als Mieter und Miterbauer von Anfang an dabei – ist damit elegant ausgebootet, rechtzeitig zum Bieter-Rennen beim Verkauf der Alten Akademie (Leerstand der Immobilie ist da von Vorteil bzw. Voraussetzung). Das Hettlage-Gebäude geht zusammen mit der Alten Akademie im Paket an SIGNA im Dezember 2013.fabeau – fashion business newsArtikel in Fabeau Fashion Beauty News und Artikel im Münchner Merkur vom 27.8.2011

2. Das Hettlage-Gebäude soll weg und ein neues auf eine Tiefgarage draufgebaut werden – geht aber eigentlich nicht, weil das Haus als Denkmal geschützt ist.
Das Kaufhausgebäude ist für SIGNA, die die Alte Akademie vollkommen ummodeln will und dafür jede Menge Parkplätze und Anlieferfläche braucht, von entscheidender Bedeutung. Als was? Als einzig mögliche Fläche für eine Tiefgarage, denn die ist noch wichtiger als 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Das erkennt jedes Kind und das spricht Immobilienberater Scheele von der IBB, die den Verkauf vermittelt hat, ganz offen aus:

H0 Interview Abendzeitung
Interview der Abendzeitung, 6. März 2014

Bei den Vorverhandlungen mit der Stadt wäre das ein Super-Punkt gewesen, um SIGNA zu bremsen und zum Aussteigen zu bewegen – für eine schonendere und besser überlegte Nutzung als zweite Chance. Das steht klar und deutlich in dem Artikel der tz vom 1.11.2015:
H1 tz 1.11.tz vom 1.11.2015: Wirbel um den Investoren-Plan: Was wird aus dem Hettlage-Haus?

3. Nach heutigem Stand bekommt SIGNA die halbe Arkade und das Hettlage-Gebäude zum Abriss!
Wie geht das denn? In den heissen Verhandlungswochen im November 2015 weichen die Begriffe (und noch mehr) auf.
Haus = Arkadentrakt? 
H2 SZ 11.11.
SZ vom 11.11.2015

Die Arkaden werden zur Parole der Preisgabe des ganzen Gebäudes: „Gerade diese Arkaden“ und was ist das „typische Erscheinungsbild“? Ist es ein Bild zum Anschauen oder das Objekt selbst in seiner bewahrten Substanz?3 SZ 12.11SZ vom 12.11.2015

Das „Innere“ und was bedeutet „entkernen“ im konkreten Fall? Eine Tiefgarage darunter einbauen – aber wie?

H2 MM 12.11Münchner Merkur vom 12.11.2015

Es war wohl die Preisrichtervorbesprechung am 17.11.2015, die intern ein Loch in diesen Nebel fräste, damit die Aufgabenstellung für die Architekten in Stein gemeißelt werden konnte.* Am 1. Dezember war Ausgabe der Unterlagen. In der Auslobungsbroschüre heißt es nun:
H2a Auslobungsbroschüre_S26
Auslobungsbroschüre, Seite 32

Wer immer diese Entscheidung getroffen hat, wie auch immer sie entstanden ist: Es war intransparent; der Münchner Stadtbevölkerung wurde nicht vermittelt, welche Abwägungen die Vertreter der Stadt getroffen haben, um eine Entscheidung mitzutragen, die den sachlichen Voraussetzungen widerspricht und nicht zu erwarten war.
Es hat seine guten Gründe, warum auch das Hettlage-Haus ein Denkmal ist. Wer früher nicht Kundin oder Kunde war, kann in den jetzigen Laden hineingehen und hinter buntem Trachtengwand noch sehr viel von einem Kaufhaus der 50er Jahre finden. Das hat etwas und für diesen tollen Verkaufsraum mit UG, Galerie und OG sind viele Verwendungsformen denkbar – es muss ja kein Gucci-Laden sein. (Über das Hettlage-Haus schreiben wir noch einen eigenen Beitrag.)
Zur Erhaltung der Fassade möchte man fast sagen, das könnte bautechnisch schwierig werden mit einer vierstöckigen Wand auf dünnen Stützen, aber wir sind da nicht der Fachmann. Damit kein Arbeiter erschlagen wird, wenn sie womöglich in die Baugrube der Tiefgarage kippt, ist es vielleicht geraten, dieses Trostpflaster des Denkmalschutzes auch noch zu lassen …

Und dann wird der Wortnebel wieder hochgefahren. Nach der Prämierung des Wettbewerbssiegers heißt es in der Lobeshymne der Jury nach dem 22. April diesen Jahres auf der Webseite von SIGNA:
SIGNA präsentiert den Sieger des Realisierungswettbewerbes | Al

Minimale Eingriffe oder Adaptionen – wie viele Menschen haben jetzt eigentlich mitbekommen, was da wirklich abläuft? Aber wie sagte Frau Susanne Ritter vom Planungsreferat dem Münchner Merkur:

wieviel muss abgerissen werden
Ein Detail allein ist schon so groß wie ein Haus …

  • Nachtrag: kurz vor dem 17. November hatte bereits am 11. November der städtische Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung das Hettlage-Kaufhaus zum Abriss freigegeben.
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