Nach Grundgedanken und Gesetz ist der Denkmalschutz ausgerichtet auf möglichst unveränderte Erhaltung eines historisch wertvollen Gebäudes (Hier unter der Rubrik Denkmalschutz). Insbesondere wenn das Gebäude in gutem Zustand ist und aus sich selbst heraus keinen Grund zu wesentlichen Veränderungen gibt. Denn das Statistische Landesamt zog aus, weil „das Gebäude in der Neuhauser Straße den hohen Sicherheitsanforderungen eines modernen Rechenzentrums nicht mehr genügte.“ (200 Jahre amtliche Statistik in Bayern, herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, 2008)
So nominierte noch dieses Jahr der Bund Deutscher Architekten / Bayern die Alte Akademie von Josef Wiedemann für den BDA-Bundespreis in der Kategorie Klassik-Nike (daran dürfte sicher die Sorge um die Gebäude nach dem Verkauf an einen aggressiven Immobilienhai Anteil gehabt haben). „Der Klassik-Nike ehrt ein Bauwerk, dessen besonderer Wert in Gestalt und Funktion sich über Jahrzehnte in der Nutzung bewährt hat und immer noch als vorbildhaft gilt.“ (2013 ging dieser Preis an den Olympiapark München von 1972, dieses Jahr gerade eben nach Berlin für den Flughafen Tegel.)
Ulrich Karl Pfannenschmidt am 27. Februar bei der Feier im Künstlerhaus: „Der BDA Bayern schlägt nun vor für die Preisverleihung des NIKE Klassik das Projekt der Alten Akademie in der Neuhauser Straße. Und wir glauben, dass das ein Projekt ist, das nicht nur in der damaligen Zeit sondern bis heute Maßstäbe gesetzt hat, die für uns durchaus beachtenswert sind.“ BDA Bayern
Auch Stadtbaurätin Elisabeth Merk spricht 2013 von der hohen Qualität der Wiederaufbauleistung:
Denkmalschutz in München (Broschüre der LH München)
Landeskonservator Mathias Pfeil im Gespräch mit der Abendzeitung vom 12.11.2015:
Was bleibt am Ende?
Nach den Plänen des Siegerentwurfs, an die man sich im Moment halten muss, bleiben allein drei Elemente des Inneren (über das Hettlage-Gebäude bringen wir noch einen eigenen Beitrag):
das zentrale Treppenhaus, die Eingangshalle und der Kantinensaal (Casino).
Dem Treppenhaus allerdings wird seine zentrale Funktion genommen, es soll in eigenen Nebenfluren weiter leben und das Casino wird zum Atelier/Büro. Somit schrumpft der „Erlebnisraum 50er Jahre“ im Kerngebäude für die meisten Besucher auf die Eingangshalle zusammen.
Was wird verschwinden?
Alle anderen Räume, darunter die beiden Bibliotheken, alle Flure und Treppenanlagen.
Das kann man nennen wie man will: Veränderung im Inneren, Umstrukturierung, Weiterentwicklung … Entkernung trifft es noch am besten – dieser Begriff nicht etwa verstanden als respektvolle Pflegemaßnahme, sondern als finaler Akt.
„Anfangs habe Signa ein Konzept vorgelegt, in dem die Denkmalpflege noch gar nicht diskutiert wurde. ‚Zuerst‘, sagt Pfeil, ‚mussten wir Signa nahebringen, welchen Wert die Alte Akademie für München hat‘.“
Frau Merk: „Hier nun einzufordern, sensibel mit dem Bestand umzugehen, ist mit viel Überzeugungsarbeit verbunden“.
SIGNA ließ sich offensichtlich nicht überzeugen. Operation misslungen, Patient tot. Man könnte andersrum auch sagen, SIGNA hat in den Verhandlungen die Vertreter der Stadt (Frau Merk, Herr Goergens, SPD, CSU, Grüne, FDP) irgendwie auf seine Seite gebracht. Die Entscheidung im Architektenwettbewerb lief glatt, problemlos und ohne Widerworte (wie es in München üblich ist).
Den Münchner Hausbesitzern wird auf der Webseite der Stadt erklärt:
„Bei Baudenkmälern umfasst der Denkmalschutz nicht nur die Fassaden und das Dach, sondern auch das Gebäudeinnere und gegebenenfalls Nebengebäude und Nebenanlagen wie Einfriedungen oder Gärten. Ob Ihr Gebäude unter Denkmalschutz steht oder im Bereich eines Ensembles liegt, erfahren Sie beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Telefon 089 2114-0 oder -311) oder bei der Unteren Denkmalschutzbehörde.“
Beim Großinvestor setzt man sich dazu und trägt alles mit – einen Schritt weiter wäre es schon die ganze Abrisserlaubnis gewesen. Klar, der Grundfehler liegt beim bayerischen Staat, der in selbstherrlicher Entscheidung die Alte Akademie an SIGNA verkauft hat – die Frage bleibt bis zur Baugenehmigung und alle Zukunft, warum die Stadt München ihre vorhandenen gesetzlichen Mittel nicht eingesetzt und sich auf „Überzeugungsarbeit“ beschränkt hat. Und warum sie am Ende damit zufrieden sein will, einige „Zitate“ – oder Reststücke – erhalten zu haben.
Generalkonservator Mathias Pfeil (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege): „Hervorzuheben ist weiters, dass die Arkaden an der Neuhauser Straße zwar redimensioniert aber im Grundsatz erhalten bleiben und die Eingangshalle im Schmuckhof als bedeutendstes Zitat der 50er Jahre für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird!“
Und das war’s dann.