Kein „Neuanfang“, aber Einsturzgefahr

Am Dienstag hat der Haushaltsausschuss im Landtag dem vollständigen Verkauf des staatlichen Eigentums an der Alten Akademie in geheimer Sitzung zugestimmt. Die Lokalzeitungen berichteten gleich, die Beschlußvorlage haben sie in der Hand – geben natürlich auch nur kleine Brocken preis. Die haben es in sich. Vor allem diese wenigen Sätze aus dem beigelegten Bericht der staatlichen Immobilienagentur (IMBY):

Die steckengebliebene Baustelle muss laufend wegen komplizierter hydraulischer Gründungs- und Wasserhaltungsmaßnahmen mit Kosten von bis zu 1 Million Euro pro Monat gesichert werden“, heißt es in dem Bericht. Andernfalls könnten Teile des Altbaus „einstürzen, sodass die Fußgängerzone in der Neuhauser Straße gesperrt werden müsste und es vor allem auch zu einer Beschädigung der unterirdischen sog. S-Bahn-Stammstrecke kommen könnte“ (schreibt die SZ). Die AZ zitiert noch folgendes: Der Verkauf diene „der Beseitigung der Innenstadtbrache“ und „der bauordnungsrechtlichen Gefahrenabwehr“.
Anfang November war dort bereits zu lesen: „Wie die AZ erfahren hat, wird im Untergrund der Boden stabilisiert und wasserdicht abgedichtet, damit im nächsten Schritt die Untergeschosse (die sogenannten Tröge) gebaut werden können.“ Und: „Laut Experten dürfte allein der Bau der Untergeschosse etwa ein Jahr dauern.“

Die Einsturzgefahr ist so selbstverschuldet wie die menschengemachte Erderwärmung! Nach dreieinhalb Jahren ist man immer noch im Untergrund zugange und oberirdisch ist von der Michaelskirche bis Kopfbau alles voll mit massiven Abstützungen, wie das aktuelle Bild des rückseitigen Erdgeschosses im Kopfbau zeigt. Ursache ist nicht etwa, dass man in den 50er Jahren schlecht gebaut hätte. Es liegt daran, dass nicht, wie es im Wettbewerb 2015 hieß, mit „behutsamen Eingriffen“ in das Denkmal gewerkt wurde: aus der Alten Akademie sollte ohne Rücksichten das Maximum herausgeholt werden. Vollständige Entkernung, Versetzung vieler Stockwerksebenen für maximale Verkaufsflächen und Tieferlegung der Keller mit notwendigem Unterbauen der Fundamente… Die Architekten haben Benkos bekanntes Gespür für Profit aus jedem möglichen Quadratmeter in Pläne gezeichnet, das städtische Referat für Stadtgestaltung und Bauordnung und das Amt für Denkmalpflege haben diesen Irrsinn genehmigt. Erst genehmigt, dann lange zugeschaut und mittlerweile Einsturzgefahr! Das Fiaskoformat nähert sich dem Vergleich mit dem Elbtower. Das muss man erstmal sacken lassen. Bleiben Sie ruhig, irgendwer hat das schon im Griff! Was da passiert ist, wollen Söder und Reiter bestimmt nicht wissen – wie es aussieht, werden sich andere . . . damit plagen.

Fast schon der Witz in dem Desaster: Der bayerische Staat zieht sich völlig raus und holt sich dabei nochmal 30 Millionen! Einerseits viel zu viel für das geschundene Risikogelände, andererseits viel zu wenig im Vergleich der Grundstückspreise in München und dem hohen – nicht in Geld auszudrückendem – Wert, der aus der Geschichte der Stadt und des Bauwerks gewachsen ist. Sowas gibt man nicht her, unter keinen Umständen! Benko war es nicht allein – dieser Spruch zeigt zuallererst auf Söder, 2013 als Finanzminister, jetziger Status ist bekannt.

Eine das Milliardenvermögen von Heinz-Hermann Thiele (Knorr-Bremse) erbende Familienstiftung dreht die verfahrene Situation! Wer da nach langer ergebnisloser Suche als letzter Retter auf die Bühne tritt, dem kann wahrlich keine Profitabsicht unterstellt werden (außer es gibt Kompensationen an anderer Stelle…). Das wird teuer ohne ein sicheres gelungenes Ende. Enttäuschend ist, dass im Wesentlichen so fortgebaut werden soll, wie vom Hochstapler Benko geplant. Die Erben sprechen nicht selber, es gibt nur eine Presseerklärung des Managements. So scheint es wieder in der Hand der üblichen Immobilienwirtschafterei zu liegen, die dann auch mal ohne Profit unsere Stadt nach kapitalistischen Regeln deformiert. Von einem „Neuanfang“ kann nicht die Rede sein.

Die Käufer werden, wenn der Deal so fixiert wird, eine Summe bezahlen, die der um den Ablauf von 12 Jahren geminderten Erbpacht entspricht. Nur soviel. Keinen Euro für die in dreieinhalb Jahren aufgelaufenen Baukosten und alle anderen Summen. Bei dem Zustand der Hinterlassenschaft nur verständlich. Auch, dass sie sich nach dem Versprechen, zügig weiterzubauen nun schon mal fünf Jahre (!) für die Fertigstellung ausbedingen …

Gibt es Verluste, wer trägt sie? Drei Banken, voran Bayerische Landesbank und Stadtsparkasse München (plus Pfandbriefbank) sind als Finanzgeber bekannt. Wahrscheinlich bereits seit 2013 mit der vorab bezahlten Erbpacht (im Dreieck Staat Bayern – Benko – öffentliche Banken). Wenn also 371 Millionen Euro als Grundschulden eingetragen sind und ein Kaufbetrag von 149 Millionen berichtet wird, ist davon auszugehen, dass sich grob geschätzt 250 Millionen Euro in Luft aufgelöst haben. Wer weiß es genau? Werden die der Allgemeinheit verpflichteten Banken aus der Finanzierung des Millionengrabs noch mal herauskommen oder weiter hineinbuttern, weil das mit zum Deal gehört? Für die SIGNA-Insolvenzgeschädigten bleibt übrigens: nichts.

CSU-Größen im Maschinenraum: Alfred Sauter, „Rechtsbeistand“ von SIGNA (2013 bis …) verlässt hier im Sommer 2017 einen Showevent in der Alten Akademie. Damals sowohl MdL wie Vorsitzender der Finanzkommission der CSU. Er nahm nur großes Geld, siehe auch seine Millionen-Provision im Corona-Masken-Deal von 2020.
Hans Hammer, Stadtrat und Schatzmeister der Münchner CSU steigt 2025 in das Folgeprojekt ein und übernimmt die Bauabwicklung, viel vorgenommen … (rechts Montage)

Im Herbst gab es in der Kassenhalle im Rathaus die Ausstellung „Was ist mir Natur wert?“. Auf einem Plan der Innenstadt war die Fläche des ehemaligen Kaufhauses Hettlage ohne Bebauung dargestellt. Bereitgelegte grüne Klötzchen gaben Besucherinnen die Möglichkeit, den Wunsch nach mehr Natur und Bäumen zu markieren…
Es ist Zeit, alternativ zu denken: Bevor etwa die für noch lange Jahre einzige S-Bahn-Stammstrecke Münchens einen Knacks bekommt, bevor womöglich nach einer endlosen Baustelle statt dem bereits weitgehend zerstörten historischen Denkmal doch noch ein Kommerz-Fake, auf das sich niemand mehr freuen kann, entsteht. Eine kommerzielle Leerstelle könnte hier entstehen, überraschend durch einen Park bepflanzt – als Eingeständnis des Scheiterns der Immobilienhybris und als Symbol für den so notwendigen Paradigmenwechsel unserer Gesellschaft. Natur statt Benko! – oder ist das zu platt?

Das muss noch rein, weil es seit gerade eben in der tz steht:
„Ausschreibungen für die neu geplanten Arbeiten sollen vor dem Sommer erfolgen. Die Zeit drängt nicht, denn die Arbeiten im Erdbereich sind diffizil. Zum einen besteht die Gefahr, dass bei zu viel Bewegung im Boden Risse in den Bauwerken der S-Bahn-Stammstrecke entstehen oder sogar die Fassade einstürzt. Das wäre verheerend.“
Aha. O ja. Wir leben in einer Zeit des Traumwandelns. Etwas so wie: „Die Insekten sterben weg. Dann verhungern die Vögel, dann… Das wäre verheerend.“ – Woher kommt das, was ist die Ursache? … so könnte man fragen.

Zuletzt: wenn Sie sich bei dem Schandfleck-Beseitigungs-Gemache, dem Finanzgefeilsche und den bedrohlichen Baustellen-Nachrichten schauen wollen, was die Alte Akademie vor dem allen war, dann tun sie das hier.

Letztens der Söder …

Links Rechtfertigungsversuch:
„Ich gebe zu: Ich war von Anfang an skeptisch und zurückhaltend…“
Das war zu erwarten, eine wohlfeile Selbstschutzbehauptung mit Tendenz zum Selbstlob. 
„… aber letztlich war das eine Finanzierungsmöglichkeit“
Darauf kam es also an? Eine hübsche Summe Geldes als entscheidendes Motiv. Kann man fast glauben, dass genau so der traurige Horizont des damals verantwortlichen und nach Glanz gierenden Finanzministers Söder gestaltet war. Privatisieren, was nach Stoiber noch wegzugeben war (GBW-Wohnungen…), Kasse machen für den Staatshaushalt ohne Rücksicht auf ein historisches Denkmal ersten Ranges.
„Ich bin mir sicher, dass wir für die Alte Akademie eine gute Lösung finden werden.“
Klar doch. 

Rechts die Realität:
D I S T R E S S (zu deutsch: N O T)
Alle bisherigen Verkaufsversuche in anderthalb Jahren sind fehlgeschlagen. Immobilienprofis nennen das: notleidend. Es wird nun eine Auschreibung an Maklerfirmen gegeben, deren Gewinner es dann nochmal versuchen soll. Der Aufrufpreis liegt nur noch bei 100 Millionen Euro (gerne auch günstiger). 
Die ganze Realität aus unserer Sicht: Die verzweifelte Vorstellung, dass irgendjemand nach den alten Ideen von Benko weiterbaut, ist offensichtlich mausetot; sie sollte endlich begraben werden. Aufarbeitung mit allen Konsequenzen statt ein paar hingeworfener Worte – Neustart! Der Zeitpunkt lässt sich im dämmerschlafenden München mit seinem gepflegten, hilflosen Schandfleck-Gejammer vielleicht noch ein Jahr (?) hinausschieben. Ein Abbild des korrupten, gierigen und zerstörerischen Kapitalismus wird in München verdrängt und nach wiederkehrenden Vorschlägen lieber mit einer Kulisse verstellt. Aber er wird kommen und der bayrische Staat wird die Alte Akademie zurückholen müssen, was – letztlich – nur gerecht ist.

Schlimmer geht immer : „Verkaufsgerüchte“

Im SZ -Artikel „Verkaufsgerüchte um die Alte Akademie“ (mit Bezahlschranke) vom Dienstag berichtet Sebastian Krass von neuen Entwicklungen. Um einen Verkauf, der aktuell bevorstehen würde, geht es allerdings nicht:

 Seit eineinhalb Jahren suchen der Insolvenzverwalter der Signa-Tochter „München, Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG“ und die Gläubigerbanken, darunter die Bayern LB und die Stadtsparkasse, nach einem Investor, der das Projekt übernimmt – bisher vergeblich. (…) Zuletzt gab es dem Vernehmen nach konkrete Verhandlungen mit zwei Interessenten. Zumindest der eine, ein größeres Immobilienunternehmen aus München, soll aber seit Kurzem aus dem Rennen sein.

Das wird wohl nichts mehr. Weiter in nüchternen Worten:

Der Freistaat hat offenbar einen Verkauf seines bisher nur im Erbbaurecht vergebenen Grundstücks in bester Lage an der Neuhauser Straße 8 und 10 geprüft. Das bestätigen mehrere Quellen aus dem Landtag, auch aus der Regierungskoalition, und aus Gläubigerkreisen. Die Sache soll auch schon Thema im Haushaltsausschuss des Landtags gewesen sein. Beschlossen sei allerdings noch nichts, heißt es auch.

Die Bayerische Regierung scheint vorzuhaben, die Alte Akademie (von der hier nur noch als Grundstück gesprochen wird) komplett zu verkaufen, um sie nur ja nicht selber zurückholen und wiederherstellen zu müssen! Der Staat als Treuhänder dieses jahrhundertelangen Besitzes und großen Denkmals von Renaissance bis Wiederaufbau will seine Nichtachtung durch den Erbbau-Verkauf an Benko noch übertreffen:  Entledigung durch endgültiges, komplettes Abschieben an Kapitalinteressenten! Dass Söder und seine Leute sich dahin versteigen, den eigenen Kulturgütern den Erhalt zu verweigern und nur auf die Karte profitorientierter Immobilienspekulation zu setzen – es überrascht nichts mehr. Wie verzweifelt muss man sein? Oder glaubt man etwa unter Beamten und Ministerpräsidenten sogar noch, mit dieser letzten Hoffnung Geld machen zu können?

Nach einer Auskunft des Kommunalreferats der Stadt hat sich der Bodenrichtwert, also der Wert des Grundstücks, für die Alte Akademie seit dem Abschluss des Erbbaurechtsvertrags mit Benkos Signa im Jahr 2013 mehr als verdoppelt: von 80 000 (Stand: 31. Dezember 2012) auf einen derzeit aktuellen Wert von 170 000 Euro pro Quadratmeter. Signa hatte damals den gesamten Preis für das auf 65 Jahre festgelegte Erbbaurecht auf einen Schlag gezahlt: 230 Millionen Euro.

Nur mal so gerechnet, die 170000 Euro mal 6055 Quadratmeter multiplizieren sich zu 1 029 350 000 Euro, über eine Milliarde fiktiver „Wert“ des Grundstücks! Eine irreale Blüte der schrankenlosen Bodenspekulation für Zahlenfetischisten.

Soll noch der Oberbürgermeister mit seinem bekannten Desinteresse für mitzuverantwortende Probleme erwähnt werden, das er anmaßend auch noch allen Münchnerinnen unterstellt? 

Ich begrüße alles – und das sehen die Münchnerinnen und Münchner sicher genauso –, was dazu führt, diesen Schandfleck mitten in unserer Stadt so schnell wie möglich zu beseitigen.

Unsere Einschätzung bleibt: Der Schandfleck für alle, die mit dem Untersuchungshäftling Benko zusammen dieses Fiasko angerichtet haben, wird noch mehr auf sie zeigen, je länger sie die einzige Lösung hinausschieben wollen. Es wird kein Geld geben, keinen Verkauf, die faulen Kredite öffentlicher Banken werden bleiben, das Mahnmal einer verbockten Privatisierung wird stehen bleiben, Zeit geht verloren bis die Regierung nicht anders kann als beizugeben und ihre Verantwortung endlich anzuerkennen. 
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Der blanke Aiwanger in der kontrovers-Sendung des BR: Der Markt soll es richten! Oder: Wenn sich keine kapitalistische Verwertung findet, soll die Alte Akademie doch verrotten!

Söder steht in der Verantwortung – und nicht der Insolvenzverwalter!

Wer interessiert sich eigentlich noch für die Alte Akademie? Das ist die Frage. Sichtbar nicht der Münchner Stadtrat, nicht der Oberbürgermeister und vor allem nicht der bayerische Staat, der jahrhundertelanger Eigentümer ist und der seit 12 Jahren mit voller Sicht in ein Sumpfloch gefallene Erbpachtgeber. CSU und Benko passten zusammen. Der heute zuständige Minister Bernreiter vor einem Jahr: „Bayern will die Alte Akademie nicht zurückhaben“ (IZ). Von Söder nichts. Die Lokalzeitungen quetschen sich gelegentlich einen Jammerartikel ohne Substanz raus und Wirte klagen über geschäftsschädigende Schandmale in der Innenstadt. Das wars dann ziemlich.

Ende November 2023 kam es zum Baustopp. – Anfang Januar 2024 wurde die GmbH der Alten Akademie insolvent gemeldet. – Am 1.4.2024 wurde Rechtsanwalt Prof. Dr. Torsten Martini in Berlin als Insolvenzverwalter eingesetzt und am 19.4.2024 wurde die Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG liquidiert.

Der Insolvenzverwalter soll es richten. Was aber eben heißt, im Interesse der Gläubiger durch Weiterverkauf der Erbpacht möglichst viel zu deren Schadensbegrenzung „rauszuholen“. Und was ist mit der Alten Akademie selbst – ist sie noch etwas anderes als ein kommerzieller Ramschartikel, wahrscheinlich unverkäuflich? Seit über einem Jahr geht nichts vorwärts.

Der Strahlemann-Kapitalist Benko hat seine versteckten Tresore gefüllt, die Manager haben sich davon geschlichen und die anderen, die zentral und von der Seite Beihilfe geleistet haben, ziehen den Kopf ein.

Was macht Söder? Sich für den besten Kanzlerkandidaten halten, anderen Inkompetenz vorwerfen, in die AfD-Hetze gegen Migranten einsteigen, bayrische Raumfahrtpläne basteln, den großen Macker spielen und sich drücken.
Söder hat für Bayern die Verantwortung für die Alte Akademie zu übernehmen. Er hat sie als Finanzminister verkauft, er muss jetzt dieses selbstverschuldete Kultur/Finanz/Politikdisaster angehen – wie es politikerhaft so schön heißt, zur Chefsache machen – und zeigen, ob er mit eigenen Fehlentscheidungen umgehen kann.

Nachtrag: Fehler? Die Privatisierungswelle um die Jahrtausendwende (Post, Wohnungen, Grundstücke, Energie, Gesundheitswesen…) war eine ideologisch motivierte Kampagne zur Ausweitung des kapitalistischen Sektors der Volkswirtschaft. Mit „Freiheit statt Sozialismus“ der Zugriff aufs Volksvermögen, private Bereicherung von Konzernen und Benko war erwünscht …
Was aktuell abgeht, was gerade CSU und Söder vorantreiben: maßlose Aufrüstung, Wettrüsten, Sozialabbau, Stop des Natur- und Klimaschutzes, Vertreibung von Migranten geht in Richtung Ruinen im Großmaßstab!

Der nächste Benko

Der große Kran vor der Alten Akademie wurde dieser Woche abgebaut und die letzte Medienmeldung zu Kaufinteressenten ist über ein Vierteljahr alt… Bis nach der Bundestagswahl wird da wohl auch (zum Scheitern der profitorientierten Privatisierung) nichts mehr kommen. Der größte bayerische Ministerpräsident aller Zeiten kann das Eingeständnis, dass die Benko-CSU-Stadtrats-Pleite nicht zuletzt auf ihn zurückfällt, jetzt nicht brauchen.

Mit dem Festhalten an dem Bauprojekt rund um die Paketposthalle durch den Münchner Stadtrat (CSU, SPD, Grüne) in dieser Woche geht die Protegierung von Immobilienoligarchen unbelehrt in die nächste Stufe. Über sogar noch zusätzliche Planungs-Geschenke wird in den Medien berichtet.
Wenn Sie sicher gehen wollen, dass die Münchner Bevölkerung über die Zukunft an der Paketposthalle abstimmen kann, dann unterstützen Sie bitte das Bürgerbegehren in den letzten Wochen vor Abgabe der Unterschriftslisten: https://hochhausstop.de
Mit der Höhe der Türme geht es zugleich insgesamt um ein Projekt, das von Größenwahn geprägt ist, weder sozial noch ökologisch – wie und für wen soll unsere Stadt weitergebaut werden?

Sozialer Wohnungsbau und menschengerechte Stadt der Zukunft geht anders

Intensive Abstimmungen – Patient tot 

Wir schauen zurück mit einem neun Jahre alten Abendzeitungsartikel. SIGNA hatte 2013 dem Staat Bayern die Alte Akademie ohne Auflagen abgekauft und traf nun auf Münchner Stadtplanung und Bayerische Denkmalpflege. Wir haben nun zum November 2024 bei Generalkonservator Mathias Pfeil nachgefragt, dem damaligen und heutigen Leiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege. Geworden ist es nichts, aber was ist geblieben? Das Elend der Alten Akademie kann man von außen nur teilweise erkennen. Was im Inneren jetzt noch erhalten ist, das war die Frage, die wir Herrn Pfeil brieflich mit Hinweis auf eine geplanten Webseitenbeitrag stellten. 

Zurück zum Beginn der Planungen, Artikel der Abendzeitung vom 12. November 2015

Denkmalpflege-Chef: Die Alte Akademie bleibt eine Münchnerin

Was der Denkmalschutz beim Komplex ums Hettlage-Haus vom Bauherren verlangt

München – Sitzen Österreicher, Bayern und ein Engländer am Tisch und streiten. Am Schluss einigen sie sich auf die Meinung der Münchner.
So ungefähr kann sie sich vorstellen, die Gespräche, die anderthalb Jahre gedauert haben. Gut, ein wenig zugespitzt ist das freilich, aber Mathias Pfeil sagt schon: „Es waren lange, harte Diskussionen, die nicht immer einvernehmlich geführt wurden.“ Aber sie waren es wert, sagt er, für eines der spannendsten Projekte, die es momentan in der Stadt gebe. Mathias Pfeil ist Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der oberste Denkmalschützer im Freistaat also. Und als solcher hat er auch mit der Signa Holding Gespräche geführt, des riesigen österreichischen Immobilienunternehmens des Karstadt-Eigners René Benko. Beteiligt war auch der englische Star-Architekt David Chipperfield. Nun hat Signa die Vorgaben für den Umbau der Alten Akademie samt Hettlage-Haus in der Neuhauser Straße vorgestellt. Die Österreicher haben dort das Erbbaurecht gekauft.
Mathias Pfeil erklärt nun im Gespräch mit der AZ, wofür er als Denkmalpfleger in den Gesprächen gekämpft hat. Anfangs habe Signa ein Konzept vorgelegt, in dem die Denkmalpflege noch gar nicht diskutiert wurde. „Zuerst“, sagt Pfeil, „mussten wir Signa nahebringen, welchen Wert die Alte Akademie für München hat.“
Denn dieser Bau steht für sehr viel: Im 16. Jahrhundert wurde er als Zentrum der Gegenreformation geschaffen, später zog das Jesuitenkolleg ein, dann die Akademie der Wissenschaft und die der Bildenden Künste. Hier war auch der erste Sitz der Ludwig-Maximilians-Universität, nachdem diese von Landshut nach München umgezogen war.

 Das Gebäude erzählt sehr viel über die Stadt – das soll so bleiben

Dann wurde das Gebäude zum großen Teil ausgebombt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war München arm, aber die Alte Akademie war der Stadt so wichtig, dass sie rekonstruiert wurde. Architekt Josef Wiedemann, der etwa auch das Odeon und das Siegestor wieder aufgebaut und später den Kaufhof am Marienplatz entworfen hat, schuf dabei ein Gebäude, das prototypisch für den Wiederaufbau in München steht, sagt Mathias Pfeil: „Wiedemann hat eine besondere, schlichte handwerkliche Architektursprache“, sagt er. „Wenn man das Gebäude anschaut, mag es erst etwas langweilig wirken, aber es ist im Detail exzellent und spricht sehr viel.“
Und das soll auch so bleiben: Sowohl beim Hettlage-Haus als auch beim nach altem Vorbild rekonstruierten Teil der Alten Akademie: „Grundsätzliche Veränderungen an der Fassade kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Pfeil. „Und auch keinen Siegerentwurf, der die Arkaden nicht hat.“
Die stehen nämlich besonders für den Charakter der Nachkriegsarchitektur, auch wenn sie diesen heute zum größten Teil verloren haben. Mathias Pfeil wünscht sich deshalb einen „Erlebnisraum der 50er-Jahre“ zurück.
Die Arkaden seien nämlich nicht nur eine wichtige Verbindung zwischen der Neuhauser und der Maxburgstraße, sondern ursprünglich eine ziemlich bewegte Glaswelt aus Vitrinen und Schaufenstern gewesen: „Die Fassaden waren damals gestaffelt, nicht glatt, und der Raum wirkte wie eine Schauwelt.“ Die damaligen Entwürfe von Josef Wiedemann kriegen die Architekten, die am Wettbewerb teilnehmen, vorgelegt – quasi zur Inspiration.
Den Österreichern passt das natürlich nicht so ganz. Signa habe „ein intensives immobilienökonomisches Interesse, jeden Quadratmeter zu nutzen“, umschreibt es Pfeil. Heißt: Könnten die Österreicher die Arkaden ins Gebäude integrieren und zusätzliche Ladenflächen daraus machen, ließe sich damit natürlich noch mehr Miete verdienen. Das dürfen sie aber nicht. Auch der Schmuckhof, in den Gastronomie kommt, so sich nicht grundlegend verändern.
Im Inneren wird mehr verändert. Die Geschosse seien einfach zu niedrig, sie werden neu eingezogen. Vieles soll aber auch erhalten bleiben, sagt Mathias Pfeil: „Wertvolle Elementen wie Treppenhäuser, Eingangshalle, Bibliothek oder Casino sollen mit ihrem spröden Charme der 50er Jahre eine interessante Verbindung mit der neuen Architektur schaffen.“
Mit den Vorgaben, die den Architekten gemacht werden, ist Pfeil zufrieden. „Weil sie berücksichtigen, was die Alte Akademie für München ist.“ Den Österreichern ist’s recht.

Die Antwort auf unsere Frage, wie es nunmehr um die zu erhaltenden wertvollen Elemente mit dem „spröden Charme der 50er Jahre“ steht. Mathias Pfeil:

Ich bedanke mich für Ihre Anfrage und Ihr Interesse zum derzeitigen Zustand der „Alten Akademie“. Der großen architektur- und stadtgeschichtlichen Bedeutung des Denkmals entsprechend, gab es in der Planungsphase und darüber hinaus intensive Abstimmungen mit den städtischen Genehmigungsbehörden, dem Landesamt für Denkmalpflege als Fachbehörde, den Planern und Bauherrenvertretern, um die von Ihnen erwähnten denkmalrelevanten Bauteile zu erhalten und in eine neue, sinnvolle Nutzung zu überführen. 
Aufgrund des laufenden Insolvenzverfahrens ist es uns allerdings nicht möglich, Ihnen Auskunft über den gegenwärtigen Zustand des Inneren zu geben. Gemeinsam mit der interessierten Öffentlichkeit hoffen wir sehr, dass dieses Verfahren bald zu einem Ende und das Projekt „Alte Akademie“ zu einem, auch denkmalpflegerisch, guten Ergebnis geführt wird.

Schade, Auskunftssperre wegen Pleite …

Auch wenn es uns nicht zukommt, die fachliche und aussagekräftige Antwort der dazu berufenen Denkmalpflege zu ersetzen: Es ist im Inneren (soweit nicht ganz abgerissen) nichts mehr da von der Raumstruktur, der Bibliothek, dem Casino, den Treppenhäusern… Die Eingangshalle stand im Winter im Schnee (jetzt abgedeckt für den nächsten Winter) und SIGNA rühmte sich, ein Stucco Lustro-Bild aus der Wand gesägt zu haben für spätere Wiederverwendung… Das Wiederaufbauwerk Wiedemanns der 50er Jahre ist fast vollständig zerstört bis auf die tragende Struktur. Die Anmutung, der Charakter, die Materialien – reduziert auf einen Rest von Beton. Aber die Fassaden stehen noch…

Alles wartet nun gespannt auf das Ergebnis der sich hinziehenden Verkaufsausschreibung. Es ist nur zu hoffen dass daraus nichts wird und es nicht zu einer schmählichen Fortsetzung der Misere kommt – Benko-Kommerzstil mit vortäuschender Fassade. Als Denkmal wird die Alte Akademie nur auferstehen, wenn der für die Fehlentscheidung verantwortliche Staat nicht mehr anders kann als durch eine erneute baukünstlerische Anstrengung einen seiner Geschichte ebenbürtigen Bau wieder herzustellen. 
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Was auch dazugehört, aber hier nur kurz angerissen werden kann:
Das BLfD und Mathias Pfeil hat sich nicht erkennbar für das ehemalige Kaufhaus Hettlage eingesetzt, stattdessen für die jetzt dank seines Einsatzes aufwendig eingerüstete Fassade zwecks Erhaltung der Fassadenbemalung durch Hermann Kaspar. Als vor der Baugenehmigung die Arkaden des Hettlagehauses aus der Bevölkerung heraus massiv verteidigt wurden und es Spitz auf Knopf stand, sprang Mathias Pfeil „gegen eine Blockade“ in die Bresche und lehnte auch für sie den Denkmalschutz ab.

Lachen mit Superreichen

Die Scherze reicher Leute sind immer witzig. 
Oliver Goldsmith

Vor einem Monat schon, am 10. September, begab sich bei einer Preisveranstaltung in Hamburg folgende launige Szene:

Ein Klick auf das Bild führt zum Video

Herr Kühne (großer Förderer und großer Enttäuschter von Benko) fasst so sein Engagement zusammen, mal anders ausgedrückt: Geld gegeben, Geld verloren, kann passieren, Schwamm drüber. Wenn wir es nicht aus seiner Sicht sehen: Ohne die illustre Liste an Superreichen, die Benko durch Milliarden groß gemacht haben, die ihn bis kurz vor der Pleite durch ihr Renommee und Einflussnahme geschützt haben, wäre das Kartenhaus SIGNA niemals aufgebaut worden, Benko wäre das Problem von Innsbruck geblieben. Es war eine enge Symbiose von Geldüberfluss und Renditegier einerseits, andererseits wusste Benko um Mentalität und die gewünschten Zahlen.

Mitbeteiligter – nicht Opfer

Benko ist nicht Geschichte: Die Aufarbeitung dieses Kapitalversagens ist noch lange nicht geleistet, die Gesellschaft als Ganzes hat Schaden genommen. Herr Kühne hat es sich ja nicht nehmen lassen, Benko persönlich zu demütigen – eine interne Maßregelung nach Herrenart. Enttäuschte Profitgier verlangt Genugtuung, danach ließ er Benko ein Jahr weitermachen. Wo blieb und bleibt Kühnes ernstzunehmender Betrag zur Offenlegung?
Was ist mit den Verlusten der anderen, die das nicht so leicht wegstecken können, der kleineren Lieferanten, Handwerker, der Gekündigten, der wirklich Betrogenen? Was mit den städtebaulichen Ruinen, die – statt hohe Dividenden zu bringen – den Städten und der Allgemeinheit überlassen werden? Wird Herr Kühne sich großzügig an den Abrisskosten des Elbtowers beteiligen, am Wiederaufbau der Alten Akademie? Verantwortung zu übernehmen sieht anders aus.

Lese- und Videotip dazu:
zdf: Einfluß von Superreichen wächst – Ungleichheit gefährdet „unsere Demokratie“

Superreichtum als Struktur ist gesellschaftszerstörend. Die von Superreichen kontrollierte Produktion und ihre Geldmengen werden dafür eingesetzt, noch mehr Geld anzuhäufen und noch mehr Kontrolle auszuüben. Wenn der (derzeit schrankenlose) Superreichtum nicht zerschlagen wird, muss zwangsläufig Armut und Ungleichheit zunehmen, wird die Zerstörung der Natur nicht aufgehalten werden können, da es die Quellen des Überreichtums sind. Stattdessen geht die superreichenfreundliche Politik unter Anheizung durch die extreme Rechte auf Immigranten los, was für eine Schande! Am Ende steht die Selbstzerfleischung der Menschheit und auf hoher See kreuzen schwimmende Festungen der Superreichen … oder sie schießen sich ins All. 


Wie der phänomenale Reichtum der Familie Kühne zusammenkam: https://jacobin.de/artikel/nagel-karl-heinz-michael-kuehne-nationalsozialismus-entnazifizierung-m-aktion
https://www.youtube.com/watch?v=aw16fj1pJds

Superreiche: Wo sie hin wollen, wenn Die Welt untergeht

Demnächst aus dem SIGNA-Erbe: eine Erlebnisbaustelle für alle

An der Ecke von Rosenstraße und Fürstenfelder Straße, 100 Meter vom Marienplatz wird voraussichtlich im September oder Oktober mitten im Fußgängerbereich ein Kran aufgebaut werden. Auf massiven Stützen, damit Schwerfahrzeuge darunter durchfahren und am selben Ort beladen und entladen werden können – für den Abriss und Neubau des ehemaligen Kaut-Bullinger. Damit wird der Bauwahn in der Immobilien-Goldgräberstadt München aus nächster Nähe erlebbar, wie noch nie, hoffentlich verletzungsfrei. Baustellennormalität in München oder was solls?

Skizze des Standorts für den Kran

Dieser Abriss schadet massiv der Umwelt und dem Klima. Es ist bekannt dass das Bauen großen Anteil an der Umweltzerstörung durch Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen darstellt. Jeder nicht notwendige Abriss ist einer zuviel!

Bei dem Neubau geht es nur ums Geld. Logisch, wenn das Projekt auf SIGNA zurückgeht. Das bestehende Verkaufsgebäude ist solide und nicht abrisswürdig, es könnte weiter in der Funktion bleiben oder saniert/umgebaut werden. SIGNA plante einen Neubau als Top-Immobilie („Romy“) mit hohem Büroanteil – Innenstadtbüros sind der neueste Renner mit irren Höchstmieten, da ist selbst bei einem Kaufpreis von 80 Millionen noch eine Menge drin, sagen die Zahlen: das Gebäude zählt nicht, nur das Grundstück, die Lage. 

Der neue Bauträger – ein Rätselraten. Es ist ja auch egal, Häuser sind reine Investitionen, gehen von einer Hand in die andere, die Kalkulation bleibt dieselbe. Der jetzige Besitzer* bleibt gerne im Dunklen, die Medien respektieren das selbst wenn sie den Namen kennen. Als Bauherr in der Öffentlichkeit geradestehen, wieso auch?

Was macht die Stadt München? Sie setzt dem geheiligten Markt und egoistischer Verwertung nichts entgegen. Sondern setzt die Eigentümerinteressen um entsprechend dem legalistischen Grundsatz: Eigentum erlaubt alles, was nicht verboten ist. Das einzige, was Stadtrat und Referat für Stadtgestaltung und Bauordnung zum Thema machten, war die Fassadengestaltung mit dem Nebenthema Geschoßhöhen. Was die Kapitalisten wünschen, das geschehe, wir kümmern uns darum…

Die Geschäfte in der Nachbarschaft werden massiv geschädigt. Das kennt man von SIGNA und wird so weiter praktiziert. Die geschockten Geschäftsleute werden von dem Immobilien-Lobbyisten Wolfgang Fischer gekonnt verar….

*Erich Schwaiger (Concept-Real)

München war a gmahde Wiesn …

Bayerische Versorgungskammer bleibt Benko treu verbunden
Auch bei der Bayerische Versorgungskammer (BVK) ist Benko nach unseren Informationen persönlich im Kontakt mit dem Vorstand rund um Axel Uttenreuther. Zusammen mit Leibwächtern und Assistenten reist Benko demnach regelmäßig im Kleinbus in der Münchener BVK-Zentrale an. Die BVK ist mit 107 Mrd. Euro Kapitalanlagevolumen die größte öffentlich-rechtliche Versorgungsgruppe Deutschlands und zuständig für zwölf berufsständische und kommunale Altersversorgungseinrichtungen (nicht nur in Bayern) und setzt nach unseren Informationen allen Unkenrufen zum Trotz weiter auf Benko.
Wie uns berichtet wird, soll der schillernde Österreicher von der BVK, die als Behörde dem Bayerischen Innenministerium zugeordnet ist, sogar den Auftrag haben, für 1 Mrd. Euro Gewerbeimmobilien in der Alpenrepublik aufzukaufen. Von der BVK, die laut einer Signa-Präsentation schon vor fünf Jahren zu den großen Finanzierungspartnern gehörte, haben wir auf unsere diesbezügliche Anfrage bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten.

Diese Meldung brachte der Platow-Brief just vor einem Jahr am 18. August 2023. Die Münchner Finanzwelt, die Bayerische Staatsregierung, der Münchner Stadtrat lagen Benko zu Füßen.

Die „Münchner Lösung“ bleibt: Aufarbeitung und Neubeginn

Keine Lösung: in gleichlautenden Artikeln haben heute Münchner Merkur und tz berichtet, dass im Gespräch sei, dass eventuell Stadtsparkasse und BayernLB die Reste der Alten Akademie kaufen. „Im Gespräch“ heißt natürlich noch garnichts angesichts wiederholter Falschmeldungen der Münchner Lokalpresse über die Alte Akademie. Aber es sagt trotzdem einiges über den aktuellen Stand und die möglichen Drehungen der Verantwortlichen, sich der Rechenschaft und Verantwortung entziehen zu wollen.

Der „Markt“ hat entschieden: die erste (gibt es eine zweite?) Bieterrunde brachte keinen Abschluss: niemand wollte die halb abgerissene, zum Kommerzobjekt herabgewürdigte Alte Akademie kaufen und nach Benkos Luftplänen fertigstellen. Aktueller Wert in Moneten: gleich Null oder negativ.* Das war vorherzusehen. Auch keine der reichen Münchner Immobiliendynastien will in die Bresche springen. Das Benko-Luftschloss ist gescheitert.

Die Milchmädchenrechnung vom Verlust reduzieren: Wenn die staatliche und die städtische Bank einspringen, selbst für null Euro, wären alle gegebenen Kredite verloren – nichts gerettet. Insgesamt mindestens 300 Millionen Euro, diese Zahl nennt SIGNA bereits Ende 2020 kurz nach Baubeginn, hier nachzulesen. (Benko hat nur minimales Eigenkapital dazu gegeben, welche Banken und mit jeweils welchen Summen das mitgemacht haben ist nach wie vor Geheimsache.) Das Geldverbrennen im großen Stil hat bereits stattgefunden: durch die maßlosen Umbaupläne, die weniger als halbfertig steckengeblieben sind. So oder so wird großer Aufwand nötig werden, die Frage ist nur: Weiterbauen an der Shopping-Blase oder im Sinne der Allgemeinheit.

Die realistische Abschätzung: Angesichts des desaströsen Zustands und den daraus folgenden Baurisiken würde ein Weiterbau nach Benkos Plänen mindestens drei Jahren dauern und grob geschätzt 150 Millionen verschlingen – für ein anachronistisches Gesamtkonzept, das sich nie rechnen wird, sonst wäre es gekauft worden. Das zu übernehmen, den Immobilienrisikospekulanten zu spielen, gehört nicht zu den Aufgaben von Banken, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Von Anfang an stünde die Gefahr einer Untreue-Vermutung im Raum, vorsichtig ausgedrückt. Es wäre ein rein politisch gewollter Schachzug – verantwortungsbewusste Banker*innen können sich darauf nicht einlassen. Denn dieser Deal wäre nicht einer von Stadtsparkasse und BayernLB, sondern von Münchner Stadtrat und bayrischer Regierung. Sie haben über Verwaltungsrat bzw. Aufsichtsrat das Sagen bei Großprojekten.

Es ist unglaublich, wie das System Benko trotz seiner verheerenden Einschläge in München noch immer weiterlebt in der Haltung der Verantwortlichen und Mittäter in München. Die hochgejubelte und mitermöglichte Kommerzruinierung der Alten Akademie soll zu Ende gebracht werden, wenn man sie schon nicht einfach vergessen kann. Erst hieß es, die Interessenten stehen Schlange und jetzt sollen womöglich die Banken in ein Abenteuer geschickt werden, das kein gutes Ende nehmen wird. Zeit gewonnen – ist es das? Es würde wieder Zeit verloren gehen anstatt alles was passiert ist aufzuarbeiten und das Beste aus der verfahrenen, unmöglichen Situation zu machen: der Staat als Eigentümer muss die Alte Akademie zurückholen und eine Neuplanung ohne kommerzielle Mißverwendung einleiten und der Alten Akademie soviel Würde und sinnvolle Verwendung für die Stadtbevölkerung zurückgeben, wie es noch möglich ist.

*Anmerkung: In der SZ schreiben Sebastian Krass und Heiner Effern zwei Tage später:
„… Allerdings hat das Grundstück in der Zwischenzeit durch den jahrelangen Immobilien-Boom in München und durch das von der Stadt gewährte Baurecht erheblich an Wert gewonnen.“ Oje, die Fiktion blüht weiter, wie ein verspäteter Blick durch Benkos magische Brille …
„Der Freistaat steht zudem auch als Grundstückseigentümer in der Verantwortung, er hat die Alte Akademie, die er damals für eigene Zwecke nicht mehr brauchte, 2013 im Erbbaurecht an die Signa übertragen.“ Auch diese damalige Scheinbegründung der unbedingt gewollten Privatisierung sollte heute schon hinterfragt werden. Wären die bestens nutzbaren Räume des Statistischen Landesamtes renoviert worden – sie wären seit 10 Jahren benutzt und heute hochgefragt!