Demnächst aus dem SIGNA-Erbe: eine Erlebnisbaustelle für alle

An der Ecke von Rosenstraße und Fürstenfelder Straße, 100 Meter vom Marienplatz wird voraussichtlich im September oder Oktober mitten im Fußgängerbereich ein Kran aufgebaut werden. Auf massiven Stützen, damit Schwerfahrzeuge darunter durchfahren und am selben Ort beladen und entladen werden können – für den Abriss und Neubau des ehemaligen Kaut-Bullinger. Damit wird der Bauwahn in der Immobilien-Goldgräberstadt München aus nächster Nähe erlebbar, wie noch nie, hoffentlich verletzungsfrei. Baustellennormalität in München oder was solls?

Skizze des Standorts für den Kran

Dieser Abriss schadet massiv der Umwelt und dem Klima. Es ist bekannt dass das Bauen großen Anteil an der Umweltzerstörung durch Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen darstellt. Jeder nicht notwendige Abriss ist einer zuviel!

Bei dem Neubau geht es nur ums Geld. Logisch, wenn das Projekt auf SIGNA zurückgeht. Das bestehende Verkaufsgebäude ist solide und nicht abrisswürdig, es könnte weiter in der Funktion bleiben oder saniert/umgebaut werden. SIGNA plante einen Neubau als Top-Immobilie („Romy“) mit hohem Büroanteil – Innenstadtbüros sind der neueste Renner mit irren Höchstmieten, da ist selbst bei einem Kaufpreis von 80 Millionen noch eine Menge drin, sagen die Zahlen: das Gebäude zählt nicht, nur das Grundstück, die Lage. 

Der neue Bauträger – ein Rätselraten. Es ist ja auch egal, Häuser sind reine Investitionen, gehen von einer Hand in die andere, die Kalkulation bleibt dieselbe. Der jetzige Besitzer* bleibt gerne im Dunklen, die Medien respektieren das selbst wenn sie den Namen kennen. Als Bauherr in der Öffentlichkeit geradestehen, wieso auch?

Was macht die Stadt München? Sie setzt dem geheiligten Markt und egoistischer Verwertung nichts entgegen. Sondern setzt die Eigentümerinteressen um entsprechend dem legalistischen Grundsatz: Eigentum erlaubt alles, was nicht verboten ist. Das einzige, was Stadtrat und Referat für Stadtgestaltung und Bauordnung zum Thema machten, war die Fassadengestaltung mit dem Nebenthema Geschoßhöhen. Was die Kapitalisten wünschen, das geschehe, wir kümmern uns darum…

Die Geschäfte in der Nachbarschaft werden massiv geschädigt. Das kennt man von SIGNA und wird so weiter praktiziert. Die geschockten Geschäftsleute werden von dem Immobilien-Lobbyisten Wolfgang Fischer gekonnt verar….

*Erich Schwaiger (Concept-Real)

Ein Gedanke zu “Demnächst aus dem SIGNA-Erbe: eine Erlebnisbaustelle für alle

  1. Sie poltern in Ihrem Beitrag gegen Stadt und Investor. Doch bleibt Ihr Text alternative Szenarien schuldig. Was hätte die Stadt anders machen sollen? Rein rechtlich gesehen gibt es keine Möglichkeiten, dem Investor den Abriss und Neubau zu untersagen, außer man stellt das Gebäude unter Denkmalschutz. Und gerade hier hat der Denkmalschutz klar gesagt: Nein, das Gebäude ist nicht denkmalwürdig. Also bleibt der Stadt nur, über das Aussehen des Gebäudes mitzubestimmen.

    Dass der Investor seinen Schnitt machen muss, geschenkt. Mit etwas Kreativität hätte der Bestand vielleicht erhalten werden können. Aber, dass er in seiner Ist-Form neu vermietet werden hätte können, ist Spekulation. Ein Einzelhandelsunternehmen wäre dort in den oberen Etagen eher nicht mehr eingezogen und für Büros gelten heute andere Ansprüche, Eingriffe in die Substanz wären wohl unvermeidbar gewesen und hier einem Teilabriss gleichgekommen. Für das Klima ist der Abriss aber ohnehin nicht bedeutsamer als ein Wassermolekül auf den heißen Stein. So sollte man nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen, gerade im Hinblick darauf, was im Rest der Welt an Bauvolumen umgesetzt wird.

    Zuletzt schadet der Neubau den Geschäften dort so sehr, wie der Apple- oder Sport-Schuster Neubau in der Nachbarschaft. Nämlich gar nicht. Es ist in einer Großstadt vielmehr völlig normal, dass Gebäude von Zeit zu Zeit abgerissen und neugebaut werden. Das erging den Gebäuden früherer Jahrhunderte genauso. Ein zweites Mal: Die Bautätigkeit in deutschen Städten ist verglichen mit dem europäischen Ausland gering, von anderen Kontinenten gar nicht erst angefangen. Selbiges gilt auch für die Geschäftsmieten. Hier hilft hin und wieder ein Blick über den eigenen Horizont, um das Geschehen vor der eigenen Haustür mit ein bisschen weniger Dauerempörung aufzunehmen.

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