Kein „Neuanfang“, aber Einsturzgefahr

Am Dienstag hat der Haushaltsausschuss im Landtag dem vollständigen Verkauf des staatlichen Eigentums an der Alten Akademie in geheimer Sitzung zugestimmt. Die Lokalzeitungen berichteten gleich, die Beschlußvorlage haben sie in der Hand – geben natürlich auch nur kleine Brocken preis. Die haben es in sich. Vor allem diese wenigen Sätze aus dem beigelegten Bericht der staatlichen Immobilienagentur (IMBY):

Die steckengebliebene Baustelle muss laufend wegen komplizierter hydraulischer Gründungs- und Wasserhaltungsmaßnahmen mit Kosten von bis zu 1 Million Euro pro Monat gesichert werden“, heißt es in dem Bericht. Andernfalls könnten Teile des Altbaus „einstürzen, sodass die Fußgängerzone in der Neuhauser Straße gesperrt werden müsste und es vor allem auch zu einer Beschädigung der unterirdischen sog. S-Bahn-Stammstrecke kommen könnte“ (schreibt die SZ). Die AZ zitiert noch folgendes: Der Verkauf diene „der Beseitigung der Innenstadtbrache“ und „der bauordnungsrechtlichen Gefahrenabwehr“.
Anfang November war dort bereits zu lesen: „Wie die AZ erfahren hat, wird im Untergrund der Boden stabilisiert und wasserdicht abgedichtet, damit im nächsten Schritt die Untergeschosse (die sogenannten Tröge) gebaut werden können.“ Und: „Laut Experten dürfte allein der Bau der Untergeschosse etwa ein Jahr dauern.“

Die Einsturzgefahr ist so selbstverschuldet wie die menschengemachte Erderwärmung! Nach dreieinhalb Jahren ist man immer noch im Untergrund zugange und oberirdisch ist von der Michaelskirche bis Kopfbau alles voll mit massiven Abstützungen, wie das aktuelle Bild des rückseitigen Erdgeschosses im Kopfbau zeigt. Ursache ist nicht etwa, dass man in den 50er Jahren schlecht gebaut hätte. Es liegt daran, dass nicht, wie es im Wettbewerb 2015 hieß, mit „behutsamen Eingriffen“ in das Denkmal gewerkt wurde: aus der Alten Akademie sollte ohne Rücksichten das Maximum herausgeholt werden. Vollständige Entkernung, Versetzung vieler Stockwerksebenen für maximale Verkaufsflächen und Tieferlegung der Keller mit notwendigem Unterbauen der Fundamente… Die Architekten haben Benkos bekanntes Gespür für Profit aus jedem möglichen Quadratmeter in Pläne gezeichnet, das städtische Referat für Stadtgestaltung und Bauordnung und das Amt für Denkmalpflege haben diesen Irrsinn genehmigt. Erst genehmigt, dann lange zugeschaut und mittlerweile Einsturzgefahr! Das Fiaskoformat nähert sich dem Vergleich mit dem Elbtower. Das muss man erstmal sacken lassen. Bleiben Sie ruhig, irgendwer hat das schon im Griff! Was da passiert ist, wollen Söder und Reiter bestimmt nicht wissen – wie es aussieht, werden sich andere . . . damit plagen.

Fast schon der Witz in dem Desaster: Der bayerische Staat zieht sich völlig raus und holt sich dabei nochmal 30 Millionen! Einerseits viel zu viel für das geschundene Risikogelände, andererseits viel zu wenig im Vergleich der Grundstückspreise in München und dem hohen – nicht in Geld auszudrückendem – Wert, der aus der Geschichte der Stadt und des Bauwerks gewachsen ist. Sowas gibt man nicht her, unter keinen Umständen! Benko war es nicht allein – dieser Spruch zeigt zuallererst auf Söder, 2013 als Finanzminister, jetziger Status ist bekannt.

Eine das Milliardenvermögen von Heinz-Hermann Thiele (Knorr-Bremse) erbende Familienstiftung dreht die verfahrene Situation! Wer da nach langer ergebnisloser Suche als letzter Retter auf die Bühne tritt, dem kann wahrlich keine Profitabsicht unterstellt werden (außer es gibt Kompensationen an anderer Stelle…). Das wird teuer ohne ein sicheres gelungenes Ende. Enttäuschend ist, dass im Wesentlichen so fortgebaut werden soll, wie vom Hochstapler Benko geplant. Die Erben sprechen nicht selber, es gibt nur eine Presseerklärung des Managements. So scheint es wieder in der Hand der üblichen Immobilienwirtschafterei zu liegen, die dann auch mal ohne Profit unsere Stadt nach kapitalistischen Regeln deformiert. Von einem „Neuanfang“ kann nicht die Rede sein.

Die Käufer werden, wenn der Deal so fixiert wird, eine Summe bezahlen, die der um den Ablauf von 12 Jahren geminderten Erbpacht entspricht. Nur soviel. Keinen Euro für die in dreieinhalb Jahren aufgelaufenen Baukosten und alle anderen Summen. Bei dem Zustand der Hinterlassenschaft nur verständlich. Auch, dass sie sich nach dem Versprechen, zügig weiterzubauen nun schon mal fünf Jahre (!) für die Fertigstellung ausbedingen …

Gibt es Verluste, wer trägt sie? Drei Banken, voran Bayerische Landesbank und Stadtsparkasse München (plus Pfandbriefbank) sind als Finanzgeber bekannt. Wahrscheinlich bereits seit 2013 mit der vorab bezahlten Erbpacht (im Dreieck Staat Bayern – Benko – öffentliche Banken). Wenn also 371 Millionen Euro als Grundschulden eingetragen sind und ein Kaufbetrag von 149 Millionen berichtet wird, ist davon auszugehen, dass sich grob geschätzt 250 Millionen Euro in Luft aufgelöst haben. Wer weiß es genau? Werden die der Allgemeinheit verpflichteten Banken aus der Finanzierung des Millionengrabs noch mal herauskommen oder weiter hineinbuttern, weil das mit zum Deal gehört? Für die SIGNA-Insolvenzgeschädigten bleibt übrigens: nichts.

CSU-Größen im Maschinenraum: Alfred Sauter, „Rechtsbeistand“ von SIGNA (2013 bis …) verlässt hier im Sommer 2017 einen Showevent in der Alten Akademie. Damals sowohl MdL wie Vorsitzender der Finanzkommission der CSU. Er nahm nur großes Geld, siehe auch seine Millionen-Provision im Corona-Masken-Deal von 2020.
Hans Hammer, Stadtrat und Schatzmeister der Münchner CSU steigt 2025 in das Folgeprojekt ein und übernimmt die Bauabwicklung, viel vorgenommen … (rechts Montage)

Im Herbst gab es in der Kassenhalle im Rathaus die Ausstellung „Was ist mir Natur wert?“. Auf einem Plan der Innenstadt war die Fläche des ehemaligen Kaufhauses Hettlage ohne Bebauung dargestellt. Bereitgelegte grüne Klötzchen gaben Besucherinnen die Möglichkeit, den Wunsch nach mehr Natur und Bäumen zu markieren…
Es ist Zeit, alternativ zu denken: Bevor etwa die für noch lange Jahre einzige S-Bahn-Stammstrecke Münchens einen Knacks bekommt, bevor womöglich nach einer endlosen Baustelle statt dem bereits weitgehend zerstörten historischen Denkmal doch noch ein Kommerz-Fake, auf das sich niemand mehr freuen kann, entsteht. Eine kommerzielle Leerstelle könnte hier entstehen, überraschend durch einen Park bepflanzt – als Eingeständnis des Scheiterns der Immobilienhybris und als Symbol für den so notwendigen Paradigmenwechsel unserer Gesellschaft. Natur statt Benko! – oder ist das zu platt?

Das muss noch rein, weil es seit gerade eben in der tz steht:
„Ausschreibungen für die neu geplanten Arbeiten sollen vor dem Sommer erfolgen. Die Zeit drängt nicht, denn die Arbeiten im Erdbereich sind diffizil. Zum einen besteht die Gefahr, dass bei zu viel Bewegung im Boden Risse in den Bauwerken der S-Bahn-Stammstrecke entstehen oder sogar die Fassade einstürzt. Das wäre verheerend.“
Aha. O ja. Wir leben in einer Zeit des Traumwandelns. Etwas so wie: „Die Insekten sterben weg. Dann verhungern die Vögel, dann… Das wäre verheerend.“ – Woher kommt das, was ist die Ursache? … so könnte man fragen.

Zuletzt: wenn Sie sich bei dem Schandfleck-Beseitigungs-Gemache, dem Finanzgefeilsche und den bedrohlichen Baustellen-Nachrichten schauen wollen, was die Alte Akademie vor dem allen war, dann tun sie das hier.

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