Schlimmer geht immer : „Verkaufsgerüchte“

Im SZ -Artikel „Verkaufsgerüchte um die Alte Akademie“ (mit Bezahlschranke) vom Dienstag berichtet Sebastian Krass von neuen Entwicklungen. Um einen Verkauf, der aktuell bevorstehen würde, geht es allerdings nicht:

 Seit eineinhalb Jahren suchen der Insolvenzverwalter der Signa-Tochter „München, Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG“ und die Gläubigerbanken, darunter die Bayern LB und die Stadtsparkasse, nach einem Investor, der das Projekt übernimmt – bisher vergeblich. (…) Zuletzt gab es dem Vernehmen nach konkrete Verhandlungen mit zwei Interessenten. Zumindest der eine, ein größeres Immobilienunternehmen aus München, soll aber seit Kurzem aus dem Rennen sein.

Das wird wohl nichts mehr. Weiter in nüchternen Worten:

Der Freistaat hat offenbar einen Verkauf seines bisher nur im Erbbaurecht vergebenen Grundstücks in bester Lage an der Neuhauser Straße 8 und 10 geprüft. Das bestätigen mehrere Quellen aus dem Landtag, auch aus der Regierungskoalition, und aus Gläubigerkreisen. Die Sache soll auch schon Thema im Haushaltsausschuss des Landtags gewesen sein. Beschlossen sei allerdings noch nichts, heißt es auch.

Die Bayerische Regierung scheint vorzuhaben, die Alte Akademie (von der hier nur noch als Grundstück gesprochen wird) komplett zu verkaufen, um sie nur ja nicht selber zurückholen und wiederherstellen zu müssen! Der Staat als Treuhänder dieses jahrhundertelangen Besitzes und großen Denkmals von Renaissance bis Wiederaufbau will seine Nichtachtung durch den Erbbau-Verkauf an Benko noch übertreffen:  Entledigung durch endgültiges, komplettes Abschieben an Kapitalinteressenten! Dass Söder und seine Leute sich dahin versteigen, den eigenen Kulturgütern den Erhalt zu verweigern und nur auf die Karte profitorientierter Immobilienspekulation zu setzen – es überrascht nichts mehr. Wie verzweifelt muss man sein? Oder glaubt man etwa unter Beamten und Ministerpräsidenten sogar noch, mit dieser letzten Hoffnung Geld machen zu können?

Nach einer Auskunft des Kommunalreferats der Stadt hat sich der Bodenrichtwert, also der Wert des Grundstücks, für die Alte Akademie seit dem Abschluss des Erbbaurechtsvertrags mit Benkos Signa im Jahr 2013 mehr als verdoppelt: von 80 000 (Stand: 31. Dezember 2012) auf einen derzeit aktuellen Wert von 170 000 Euro pro Quadratmeter. Signa hatte damals den gesamten Preis für das auf 65 Jahre festgelegte Erbbaurecht auf einen Schlag gezahlt: 230 Millionen Euro.

Nur mal so gerechnet, die 170000 Euro mal 6055 Quadratmeter multiplizieren sich zu 1 029 350 000 Euro, über eine Milliarde fiktiver „Wert“ des Grundstücks! Eine irreale Blüte der schrankenlosen Bodenspekulation für Zahlenfetischisten.

Soll noch der Oberbürgermeister mit seinem bekannten Desinteresse für mitzuverantwortende Probleme erwähnt werden, das er anmaßend auch noch allen Münchnerinnen unterstellt? 

Ich begrüße alles – und das sehen die Münchnerinnen und Münchner sicher genauso –, was dazu führt, diesen Schandfleck mitten in unserer Stadt so schnell wie möglich zu beseitigen.

Unsere Einschätzung bleibt: Der Schandfleck für alle, die mit dem Untersuchungshäftling Benko zusammen dieses Fiasko angerichtet haben, wird noch mehr auf sie zeigen, je länger sie die einzige Lösung hinausschieben wollen. Es wird kein Geld geben, keinen Verkauf, die faulen Kredite öffentlicher Banken werden bleiben, das Mahnmal einer verbockten Privatisierung wird stehen bleiben, Zeit geht verloren bis die Regierung nicht anders kann als beizugeben und ihre Verantwortung endlich anzuerkennen. 
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Der blanke Aiwanger in der kontrovers-Sendung des BR: Der Markt soll es richten! Oder: Wenn sich keine kapitalistische Verwertung findet, soll die Alte Akademie doch verrotten!

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