Die „Münchner Lösung“ bleibt: Aufarbeitung und Neubeginn

Keine Lösung: in gleichlautenden Artikeln haben heute Münchner Merkur und tz berichtet, dass im Gespräch sei, dass eventuell Stadtsparkasse und BayernLB die Reste der Alten Akademie kaufen. „Im Gespräch“ heißt natürlich noch garnichts angesichts wiederholter Falschmeldungen der Münchner Lokalpresse über die Alte Akademie. Aber es sagt trotzdem einiges über den aktuellen Stand und die möglichen Drehungen der Verantwortlichen, sich der Rechenschaft und Verantwortung entziehen zu wollen.

Der „Markt“ hat entschieden: die erste (gibt es eine zweite?) Bieterrunde brachte keinen Abschluss: niemand wollte die halb abgerissene, zum Kommerzobjekt herabgewürdigte Alte Akademie kaufen und nach Benkos Luftplänen fertigstellen. Aktueller Wert in Moneten: gleich Null oder negativ.* Das war vorherzusehen. Auch keine der reichen Münchner Immobiliendynastien will in die Bresche springen. Das Benko-Luftschloss ist gescheitert.

Die Milchmädchenrechnung vom Verlust reduzieren: Wenn die staatliche und die städtische Bank einspringen, selbst für null Euro, wären alle gegebenen Kredite verloren – nichts gerettet. Insgesamt mindestens 300 Millionen Euro, diese Zahl nennt SIGNA bereits Ende 2020 kurz nach Baubeginn, hier nachzulesen. (Benko hat nur minimales Eigenkapital dazu gegeben, welche Banken und mit jeweils welchen Summen das mitgemacht haben ist nach wie vor Geheimsache.) Das Geldverbrennen im großen Stil hat bereits stattgefunden: durch die maßlosen Umbaupläne, die weniger als halbfertig steckengeblieben sind. So oder so wird großer Aufwand nötig werden, die Frage ist nur: Weiterbauen an der Shopping-Blase oder im Sinne der Allgemeinheit.

Die realistische Abschätzung: Angesichts des desaströsen Zustands und den daraus folgenden Baurisiken würde ein Weiterbau nach Benkos Plänen mindestens drei Jahren dauern und grob geschätzt 150 Millionen verschlingen – für ein anachronistisches Gesamtkonzept, das sich nie rechnen wird, sonst wäre es gekauft worden. Das zu übernehmen, den Immobilienrisikospekulanten zu spielen, gehört nicht zu den Aufgaben von Banken, die dem Gemeinwohl verpflichtet sind. Von Anfang an stünde die Gefahr einer Untreue-Vermutung im Raum, vorsichtig ausgedrückt. Es wäre ein rein politisch gewollter Schachzug – verantwortungsbewusste Banker*innen können sich darauf nicht einlassen. Denn dieser Deal wäre nicht einer von Stadtsparkasse und BayernLB, sondern von Münchner Stadtrat und bayrischer Regierung. Sie haben über Verwaltungsrat bzw. Aufsichtsrat das Sagen bei Großprojekten.

Es ist unglaublich, wie das System Benko trotz seiner verheerenden Einschläge in München noch immer weiterlebt in der Haltung der Verantwortlichen und Mittäter in München. Die hochgejubelte und mitermöglichte Kommerzruinierung der Alten Akademie soll zu Ende gebracht werden, wenn man sie schon nicht einfach vergessen kann. Erst hieß es, die Interessenten stehen Schlange und jetzt sollen womöglich die Banken in ein Abenteuer geschickt werden, das kein gutes Ende nehmen wird. Zeit gewonnen – ist es das? Es würde wieder Zeit verloren gehen anstatt alles was passiert ist aufzuarbeiten und das Beste aus der verfahrenen, unmöglichen Situation zu machen: der Staat als Eigentümer muss die Alte Akademie zurückholen und eine Neuplanung ohne kommerzielle Mißverwendung einleiten und der Alten Akademie soviel Würde und sinnvolle Verwendung für die Stadtbevölkerung zurückgeben, wie es noch möglich ist.

*Anmerkung: In der SZ schreiben Sebastian Krass und Heiner Effern zwei Tage später:
„… Allerdings hat das Grundstück in der Zwischenzeit durch den jahrelangen Immobilien-Boom in München und durch das von der Stadt gewährte Baurecht erheblich an Wert gewonnen.“ Oje, die Fiktion blüht weiter, wie ein verspäteter Blick durch Benkos magische Brille …
„Der Freistaat steht zudem auch als Grundstückseigentümer in der Verantwortung, er hat die Alte Akademie, die er damals für eigene Zwecke nicht mehr brauchte, 2013 im Erbbaurecht an die Signa übertragen.“ Auch diese damalige Scheinbegründung der unbedingt gewollten Privatisierung sollte heute schon hinterfragt werden. Wären die bestens nutzbaren Räume des Statistischen Landesamtes renoviert worden – sie wären seit 10 Jahren benutzt und heute hochgefragt!

Hinterlasse einen Kommentar