Was machen Münchner Lokalzeitungen gern beim Thema Münchner Innenstadt um schnell mal die Spalten zu füllen? Sie fragen ausgerechnet Wolfgang Fischer, den angestellten Lobbyisten (CityPartnerMünchen e.V.) der Immobilien- und Handelsmillionäre, was wiederum seit zwanzig Jahren seinem Posten die Existenzberechtigung sichert … er ist deshalb nie verlegen. Also wieder einmal, hier ein Absatz aus dem Artikel „Hier werden Milliarden verbaut“ der gestrigen Abendzeitung:
„Die Baustellen, auf denen gearbeitet wird, betrachtet er mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Man muss auch sehen, dass hier Milliarden investiert werden. Viele Städte wären froh, wenn sie das hätten. Baustellen fördern das Wirtschaftswachstum und sichern Arbeitsplätze.“ Ein Ende der hohen Bagger- und Krandichte auf engem Raum ist erst mal nicht in Sicht. Im Gegenteil: Bald kommen noch zwei weitere große Bauprojekte in der Fußgängerzone dazu. Die Münchner, die Flaneure und die, die hier arbeiten und wohnen, werden also Geduld brauchen. „Wenn mal alles fertig ist“, meint Wolfgang Fischer: „Dann wird’s das Paradies.“
Immer-mehr, Nie-genug. Herrn Fischer muss einmal eine der vielen Abrissbirnen leicht am Hirn gestreift haben (sorry), sein Statement ist ja in sich schon verkehrt. Wenn es dasWirtschaftswachstum ist (das per se nie ein Ende haben darf), was Freude schafft, dann gibt es nie ein „fertig“ und nie ein endgültiges Paradies. Das momentan anvisierte Zwischenparadies wird „Mixed Use“ geheißen – also schnöde gesagt mehr Büros in die Innenstadt anstelle großer Handelsflächen – mit daraus folgendem Büroleerstand draußen. Es wird nicht der letzte Schwenk gewesen sein. Nicht nach einem städtischen Entwicklungsplan geht es dabei, sondern allein nach den Verwertungsinteressen der Immobilienbesitzer, nach Zahlen in ihren Geschäftsbüchern – oder Phantasien. Einen Plan gibt es nicht und soll es auch nicht geben, das wäre ja eine Einschränkung des „Marktes“, also der willkürlichen Einzelentscheidungen der reichen Patrizierfamilien, der Geldwäschefirmen und der nächsten Betrüger wie es Benko einer war, der auch mehrere Stücke vom Paradies Münchner Innenstadt errichten wollte (für die Herrn Fischer in damaligen Interviews selbstverständlich gefällige Sentenzen parat hatte).
Die Münchner Innenstadt ist in diesem Verständnis kein kulturelles Erbe, kein zentraler Lebensort der Stadtbevölkerung, kein Organismus der Allgemeinheit sondern eine M A S C H I N E der Geldverwertung. Sie wird zwanghaft zu Tode umgebaut, weil das Geldmachen nicht im Virtuellen geschehen kann. Hier muss ständig Geld untergebracht werden, weil die Umverteilung von unten nach oben riesige Geldblasen erzeugt hat. Tatsächlich ist die Münchner Innenstadt längst fertig gebaut – es dürfte kaum mehr ein Gebäude geben, das echten Sanierungsbedarf hat. Die Milliarden stattdessen in Maßnahmen gegen die furchtbaren Auswirkungen der menschengemachten Klimakatastrophe zu investieren, in Maßnahmen gegen die furchtbare Armut auf der Welt – kommt nicht in Frage. Lieber wird München als Metropole der Ökonomie der Maßlosigkeit nochmal und nochmal neu gebaut.
Zerstörerisches Wirtschaftswachstum am Promenadeplatz:
das Gunetzrhainerhaus.

Ein anderes Beispiel das noch nirgends einen Artikel wert war. „Das Gunetzrhainerhaus am Promenadeplatz 15 in München wurde im Jahr 1726 vom Oberhofbaumeister Johann Baptist Gunetzrhainer erworben und dann von ihm im Stil des Rokoko umgebaut. Es ist als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen. Im Jahr 1944 wurde das Gebäude durch Bomben stark beschädigt. Der heutige Bau ist daher eine in den Jahren 1960/61 entstandene vollständige von Hans von Peschke geplante Rekonstruktion, um ein Beispiel eines bürgerlichen Wohnhauses und Künstlersitzes aus dem frühen Rokoko zu überliefern.“ (Wikipedia)
Weg damit. Denkmalgeschützt ist leider nur die Fassade (sie ist noch da), somit kann nach gut 60 Jahren ein mit Bedacht rekonstruiertes Wohnhaus für einen Neubau abgerissen werden, kein Thema. Graue Energie und eine Kulturleistung des Wiederaufbaus sinnlos vernichtet, riesiger Bauaufwand – Wachstum von was? Mehr Paradies? Es könnten Edel-Suiten für Superreiche entstehen, Bauherr ist die ortsansässige Familie Inselkammer.